Sonntag, 31. März 2019

Die ungefilterte Beliebigkeit aus Beton

Sitzen verboten: Das ikonische Zeichen ist pauschal. Es erklärt nicht, ob nachsitzen, vorsitzen oder übersitzen gemeint ist. 
Diese unglamourösen Orte, wo man erleuchtet wird. Beim Staubsaugen, auf der Toilette - oder immer da, wenn nichts zum Schreiben zur Hand ist. Unter der Dusche zum Beispiel, oder Dort. Mit Punkt!

Samstag, 30. März 2019

Das automatisierte Haus

Hermes Rocket geht ab wie eine Rakete, wenn man sie mit der richtigen Tastenkombination startet. Der Code ist geheim.

Seit Neustem deckt sich unser Frühstückstisch vollautomatisch. Wenn alle fertig sind, wandert alles wieder zurück in den Schrank. Zuvor wird das Geschirr noch automatisch abgewaschen und der Boden poliert. Alles bereit für die nächste Mahlzeit. Cool, unser automatisches Haus, oder? Soll noch jemand sagen, die Gesellschaft mache keine Fortschritte. Und das machen natürlich auch die Kinder – von alleine. Hilfe, wer hilft mir? Das wird erwartet. Ich bin in der Minderheit. 
Ressorts nach Lebenslust verteilen
Der Bub hat sich schon in seinen ersten drei Lebensjahren als Haushaltshilfe hervorgetan. Er half schon beim Geschirrspüler einräumen, als er noch nicht gehen konnte.
Wir träumten ja vom Komfort. Und in der Ferienwohnung tue ich. Der Abwasch ist mein Ressort, spülen gehört zu den erfüllendsten Tätigkeiten meines Elterndaseins überhaupt.
Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Es hat eine Weile gedauert, bis ich es gecheckt habe. Aber wie die meisten Sprichwörter ist halt auch dieses leider sehr wahr. Das Abenteuer Elternsein hat mich schleichend eingeholt, vom Überschuss an Lebenslust ist zwar noch ein kleiner Rest da, aber es fehlt die Zeit, um sie einzulösen. Denn das eigene Glück steht nicht mehr im Zentrum. Am meisten stresst mich, dass alles so effizient sein muss. 
Rauchpausen müssen sein dürfen
Die Dekade des Bienenfleisses eingestellt ist noch nicht vorbei. Aber die Verantwortung nagt schon an den Nerven. Sie wird einfach mitgeliefert. Plötzlich ist man Vorbild, kann sich keinen Mist mehr erlauben. Und nicht mal mehr ungeniert herzhaft fluchen. Alles wird sofort abgeschaut und kopiert. Immerhin gesünder ist das Leben geworden: Für Rauchpausen fehlt die Zeit.  
Der Zusatzaufwand für die unmündigen Haushaltsmitglieder wäre ja noch zu leisten, man kann sich das aufteilen, wo man praktischerweise schon zu zweit verantworltich ist für das Chaos: Waschen, Aufräumen, Verpflegen, ok, sie können es ja noch nicht. Das gehört dazu.
Aber wo es aufhört, lustig zu sein, ist diese geballte Unvernunft, die im täglichen Umgang immer wieder hochkommt. Es sind Punks, man kann es nicht anders sagen. Diese diabolische Lust am Provozieren, woher haben die das nur? Nun will er sich nicht anziehen. Einfach so. Kategorisch. Und wieso soll ich nun ruhig Blut bewahren, liebevoll Verständnis äussern, taktisch klug Alternativen vorschlagen, wenn ich doch viel lieber die Herausforderung annehme, mit dem zweijährigen Trotzkopf lustvoll zu streiten. Auf Augenhöhe, versteht sich, wie ich es schon mit seinen älteren Schwestern immer noch tue. Sollen die mal vernünftig werden. Ach, leider sind sie es noch weniger als ich. 
Elterntest aus Recyclingmaterialien
Unterdessen steht für mich fest, dass ich den Elterntest nie bestanden hätte, wenn es einen gäbe. Bei Geduld und Sanftmut wäre mir bei der Prüfung der Faden mehrfach gerissen und in der Königsdisziplin „Denken für andere“ hätte ich versagt, weil ich vor lauter Hirnen mich selbst vergessen hätte. Wie simpel und lustig war mein Leben, als ich noch allein war! Im Militär habe ich den Tagesbefehl verachtet und demonstrativ nie eines Blickes gewürdigt. Nun finde ich mich jeden Morgen vor dem Familienkalender und checke die diversen Aktivitäten der Kleinen. So eine Liste hilft beim Führen von potenziellen subversiven kleinen Kämpfern. Und wenn wir schon beim Militär sind (Dienstpflicht erfüllt!) Noch so ein Ärgernis, das man sich mit der Familie einhandelt: Plötzlich hat man den Führungsjob, den man nie anstrebte. Leider ist er schlecht bezahlt. Aber man soll ja immer auf einer positiven Note aufhören.

Freitag, 29. März 2019

Muss ich mir das auch noch anhören?

Die Grazien waren schnell gewählt, doch die Männer zierten sich lange. Und die schönsten drei nahmen Reissaus.
Es gibt oft zwei Antworten, eine lange und eine kurze. Ich bevorzuge in der Regel die kürzere: Nein.

Donnerstag, 28. März 2019

Was tun Sie eigentlich in den Ferien?

Das dicke Kind rechts aussen hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem amerikanischen Präsidenten. Das Kotzen passt dazu.
«Ich bin Lehrer und Vater von zwei Kindern (3 & 7). Nun wünsche ich mir nichts sehnlicher als eine Auszeit von aller Jugend. Kommen Sie mit mir weit weg in die Ferien?» Walter A. aus L.

Paulo Zedmic: Ich würde ja gerne, aber ich bin leider schon verplant. Da das Hallenbad und der ‹Nebelspalter› über den Sommer zu sind, profitiere ich von verlängerten Ferien. Ich habe eine Pokerreise nach Las Vegas gebucht, dann eine Fastenwanderwoche im Kanton Schwyz und ein theologisches Seminar in einem Schottenkloster.
Da will ich meine moralische Verfassung etwas stärken, man verbraucht ja so viele Nerven mit den Kindern. Ausser mit meinem jüngsten Spross, von dem schon lange nicht mehr die Rede war. Denn er ist mittlerweile ein gutes halbes Jahr alt und so pflegeleicht und ruhig, die ganze Zeit – ein einziger Bébé-Schatz! Davon träumt jeder Erzieher. Er liegt und lächelt tagein, tagaus.
Er bewegt sich nur minim, das hat er wohl vom Vater. Sonst ist er zufrieden, wenn er seinen Brei kriegt. Ich bin sehr gespannt, wie er auf die Diät beim Fastenwandern reagiert. Für mich kann sich der zusätzliche Ballast nur positiv auswirken. Den Kleinen nehme ich natürlich überall mit, auch nach Las Vegas und ins Schottenkloster. Ich habe mir extra aus dem Nebelspalter-Güsel-Sammelwagen einen Babyrucksack gebastelt. Die Gambler werden denken, ich hätte das Ding beim Spiel gewonnen. Die Theologenkollegen werden mich für Christopherus halten.
Katastrophe in Kalabrien
Alles hat seinen Preis. Solène (3) ist schwer eifersüchtig auf ihren kleinen Halbbruder. Sie kommt ja bald in den Kindergarten und war noch nie mit mir in den Ferien. So ist das Leben. Solène verbringt die Ferien wie alle anderen Zöglinge bei ihrer Mutter. Nur ein Mal bin ich ja mit allen meinen damals vier Kindern in die Ferien gefahren, nach Kalabrien – eine Katastrophe. Ich schwor damals zu Poseidon: Das mache ich nie mehr.
Es fing schon auf der Fahrt an, wo die Bälger mir in schöner Mikado-Reihenfolge das ausgeliehene Auto vom Nachbar verkotzt haben. Ich musste in Kalabrien einen Esel schlachten, um die Ledersitze neu zu beziehen.
Das war aber auch der einzige Spass in zwei Wochen Stressferien. Nach zwei Tagen band ich am Strand alle mit einem Seil zusammen, damit sie nicht ins Meer sprangen. Trotzdem verbrachte ich weitere Tage damit, plötzlich fehlende Zöglinge zu suchen. Sebastian stellte den einheimischen Mädchen nach und Louis versteckte sich zwei Tage lang grundlos und spurlos. Ich fand ihn dann kurz vor der Heimreise zufällig in der Gelateria, wo er gemütlich in der Eisablage gelegen hatte. Er war ja schon als Baby ein Phlegma. Seither gehe ich allein in die Sommerferien beziehungsweise nur mit dem unproblematischen Babybub am Rücken. Sorry, Walter.
Grande Finale
Ich freue mich riesig auf die Ferien, da ich sonst viel zu wenig Zeit für meine Hobbys habe. A propos: Ich wurde ja eben noch für eine DJ-Tour nach Malaysia eingeladen. Aus heiterem Himmel! Da gebe ich natürlich gern nochmal zwei Ferienwochen drauf und riskiere sogar, später als meine eintrudelnden Zöglinge zu Hause zu sein. Wenn man weit weggeht, kann man immer Flugstreiks geltend machen und ein paar Tage Verantwortungslosigkeit rausschinden. Was bleibt den Müttern anderes übrig, als das Kind eine zusätzliche Woche zu betreuen? Es ist ja schliesslich auch ihres.

Paulo Zedmic (42) hat auch ein Diplom als Ferientechniker. Seinen schönsten Urlaub verbrachte er auf Madagaskar, wo er sich als Portier im königlichen Harem verdingte.

Mittwoch, 27. März 2019

Die Frau hat zuhause die Hosen an

Luxusproblem: Linksautonome haben wenigstens noch Komunen, wo sie Unterschlupf finden, wenn es nicht mehr geht.

Gestern durfte ich das Baby hüten. Unsere kleinste ist nun schon 4 Monate alt, aber auf meinen Armen war sie zuvor wohl erst ein paar Stunden. Ein typisches Mamatitti, was solls. Sie gab mir gestern deutlich zu verstehen, dass der Adlat nicht gut genug ist. 
Kinder fragen halt
Bevor sie sich ihr Kindergartentäschli umhängte und ging, fragte die Tochter neulich, ganz nebenbei, als letzte am Frühstückstisch, kurz bevor sie zum Kindergarten aufbrach, eine jener unschuldigen Fragen, die nur eine 5-jährige fragen, und die ein Spiegel sind für vieles: Natürlich machte sie klar, dass wir beide es hörten, was ja auch oft genug vorkommt, dass wir beide am Familienfrühstückstisch sitzen. «Wie wär’s wohl, wenn Mama einen Papa geheiratet hätte, der auch gern befielt?» 
Gelegenheit für ein Lächeln
Wir waren ihr dankbar für diese hübsche Frage. Es gab eine Gelegenheit zum Lächern. Eigentlich ist es ja suboptimal, wenn zwei Elternteile gleichzeitig da sind. Rein von der ökonomischen Arbeitsteilung her sind das überflüssig gebundene Ressourcen. Aber es ist halt auch wertvoll, vielleicht lebenserhaltend, wenn regelmässig alle Köpfe der Familie da sind, wenigstens zu zwei Mahlzeiten des Tages.
Ich bin nicht der Typ, der meine Partnerin zuhause herausfordert. Dann schon eher der vornheme Pascha, ein harmoniesüchtiger, ausrangiertes Modell eines verhinderten Patriarchen, Knecht des Matriarchats.
Der Zusatzaufwand für die unmündigen Haushaltsmitglieder wäre ja noch zu leisten. Man kann es sich aufteilen, wo man praktischerweise schon zu zweit verantwortlich ist: Waschen, Aufräumen, Verpflegen, ok, sie können es ja noch nicht. Ein bisschen Chaos ist die Würze im Leben. 
Nostalgie für Singles
Meine Göttin, meine Domina, meine Regisseurin, meine Königin. Vergöttere die Hausfrau.
der Königsdisziplin „Denken für andere“ hätte ich versagt, weil ich vor lauter Hirnen mich selbst vergessen hätte. Wie simpel und lustig war mein Leben, als ich noch allein war! Im Militär verachtete ich den Tagesbefehl und würdigte ihn demonstrativ nie eines Blickes. Nun finde ich mich am Morgen vor dem Familienkalender wieder und checke die diversen Aktivitäten der Kleinen. So eine Liste hilft beim Führen von kleinen Kämpfern. A propos Armee. Noch so ein Ärgernis, das man sich mit der Familie einhandelt: Plötzlich hat man den Führungsjob, den man nie anstrebte. Leider ist er schlecht bezahlt. Aber man soll ja immer auf einer positiven Note aufhören. Und es wird zum Glück alles immer besser: Seit neustem deckt sich unser Frühstückstisch vollautomatisch. Und wenn alle fertig sind, wird der Tisch gesäubert und die Küche retabliert: Alles wandert wieder zurück an den Ort, wo es gehört. Cool, oder?
Langsam, aber sicher, freunde ich mich mit der Rolle des Adlaten an. Aber einen Moment zu spät. Der Knecht ist zufrieden, solange er vorwurfsfrei alles in seinem eigenen Tempo durchziehen könnte. Ewig. Und das ist nun wirklich zu lang.

Dienstag, 26. März 2019

Trickli findi blöd

Ups, der Fisch ist ein bisschen fischig geworden: Auf Digitalfotos bleibt aber selbst hochverderbliche Ware lange frisch.
Neulich suchte ich auf Websiten von Autoherstellern nach einem Auto, nur zum Zeitvertreib. Ärgerlich schien mir dabei, dass man beim Autokonfiguraroren auch den den Motor wählen konnte. Diese Präferenz schien mir eine unnötige Option, fast wie Trickli lernen beim Snowboarden.

Montag, 25. März 2019

Der ewige Test

Alvagni ist neudeutsch für Alvaneu. Der Ort ist weniger für sein Fürstentum bekannt als für die innovative Hotelerie.

Dienst nach Vorschrift genügt nicht. Es ergibt auch keinen Sinn, Spaghetti Carbonara zu kochen, wenn man weiss, dass eines von drei Kindern dieses Gericht nicht mag. Dann muss man halt etwas neues suchen.   
Mütter bevorzugt - und jetzt?
Lotte findet Mama besser als mich. Naja. Das kann ich nicht ernst nehmen. Es ist im Grunde erstaunlich, dass immer noch jede zweite Ehe hält. Die Unverbindlichkeit, das Wagnis, dass man eben nie im Voraus weiss, was kommt, das ist der Reiz. Ja, Kinder haben ist die Challenge meines Lebens. Und ich gebe zu, es bringt mich fast täglich an den Rand der Überforderung. Nun gut, vielleicht übertreibe ich wieder. Aber meine Partnerin übertreibt es auch gerne, deswegen haben wir vor Jahren ja auch zusammen gefunden. Ja, man kann scheitern. Und früher oder später verlieren alle. Aber die
Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Es hat eine Weile gedauert, bis ich es gecheckt habe. Aber wie die meisten Sprichwörter ist halt auch dieses leider sehr wahr. Das Abenteuer Elternsein hat mich schleichend eingeholt, vom Überschuss an Lebenslust ist zwar noch ein kleiner Rest da, aber es fehlt die Zeit, um sie einzulösen. Denn das eigene Glück steht nicht mehr im Zentrum. Am meisten stresst mich, dass jetzt alles so effizient sein muss. 
Die Dekade des Bienenfleisses endet abrupt
Ich habe mich nun auf die Dekade im Zeichen des Bienenfleisses eingestellt. Willkommen in der Verantwortung, die man nirgends bestellen würde, wenn es die Kinder im Katalog gäbe. Aber sie wird einfach mitgeliefert, beziehungsweise mehrfach, gopf! Plötzlich ist man Vorbild, kann sich keinen Mist mehr erlauben. Und nicht einmal mehr ungeniert herzhaft fluchen. Alles wird sofort abgeschaut und kopiert. Immerhin gesünder ist das Leben geworden: Für Rauchpausen fehlt die Zeit.  
Der Zusatzaufwand für die unmündigen Haushaltsmitglieder wäre ja noch zu leisten, man kann sich das aufteilen, wo man praktischerweise schon zu zweit verantworltich ist für das Chaos: Waschen, Aufräumen, Verpflegen, ok, sie können es ja noch nicht. Das gehört dazu.
Aber wo es aufhört, lustig zu sein, ist diese geballte Unvernunft, die im täglichen Umgang immer wieder hochkommt. Es sind Punks, man kann es nicht anders sagen. Diese diabolische Lust am Provozieren, woher haben die das nur? Nun will er sich nicht anziehen. Einfach so. Kategorisch. Und wieso soll ich nun ruhig Blut bewahren, liebevoll Verständnis äussern, taktisch klug Alternativen vorschlagen, wenn ich doch viel lieber die Herausforderung annehme, mit dem zweijährigen Trotzkopf lustvoll zu streiten. Auf Augenhöhe, versteht sich, wie ich es schon mit seinen älteren Schwestern immer noch tue. Sollen die mal vernünftig werden. Ach, leider sind sie es noch weniger als ich. 
Elterntest und Dienstpflicht
Unterdessen steht für mich fest, dass ich den Elterntest nie bestanden hätte, wenn es einen gäbe. Bei Geduld und Sanftmut wäre mir bei der Prüfung der Faden mehrfach gerissen und in der Königsdisziplin „Denken für andere“ hätte ich versagt, weil ich vor lauter Hirnen mich selbst vergessen hätte. Wie simpel und lustig war mein Leben, als ich noch allein war! Im Militär habe ich den Tagesbefehl verachtet und demonstrativ nie eines Blickes gewürdigt. Nun finde ich mich jeden Morgen vor dem Familienkalender und checke die diversen Aktivitäten der Kleinen. So eine Liste hilft beim Führen von potenziellen subversiven kleinen Kämpfern. Und wenn wir schon beim Militär sind (Dienstpflicht erfüllt!) Noch so ein Ärgernis, das man sich mit der Familie einhandelt: Plötzlich hat man den Führungsjob, den man nie anstrebte. Leider ist er schlecht bezahlt. Aber man soll ja immer auf einer positiven Note aufhören. Und es wird ja zum Glück immer besser: Seit neustem deckt sich unser Frühstückstisch vollautomatisch, und wenn alle fertig sind, wandert alles wieder zurück an den Ort. Cool, oder? Soll noch jemand sagen, die Gesellschaft mache keine Fortschritte. Und das machen natürlich auch die Kinder – von alleine.

Sonntag, 24. März 2019

Ein lustiges Suchspiel für Pendler

Dieses Spiel ist von Katja Walders SBB-Blog abgekupfert: Der Illustrator könnte Daniel Müller heissen.
Es braucht ja nicht viel Zeit, um eine Stunde am Smartfon zu verbringen. Ein Kopfhörer ist hilfreich, wenn man Musik hören oder lustige Videos gucken will. Wer aber lieber still liest, der sollte sein Buch dabei haben. Oder aber ein via. Und wenn es unbedingt das Handy sein muss, in das man starrt, dann sei Katja Walders SBB-Kolumne empfohlen. Man kann sie auch ausdrucken, im Fall.

Samstag, 23. März 2019

Darf meine Tochter ans Boygroup-Konzert?

Coole Outfits: Das ist offensichtlich keine Boygroup, schon gar nicht jene mit dem ollen Namen «one direction».
«Meine Tochter Alice ist 13. Ihre Freundinnen gehen ans «One Direction»-Konzert. Mein Mann hat für Alice sogar ein Ticket gekauft. Mir behagt das gar nicht. Hilfe!» Bea R. aus F.

Paulo Zedmic: Hiermit verbiete ich deiner Tochter, dem Anlass beizuwohnen. Diese Musik ist wirklich Kacke. Und da hat man als Mutter und Vater eine ästhetische Verantwortung. Wenn dir die Autorität fehlt, diese durchzusetzen, leihe ich dir gerne meine. Es müsste mehr mutige Mütter wie dich geben und es wäre um die Jugend viel besser bestellt. Viel zu oft wird dem Teenie-Hormontrubel einfach nachgegeben, ohne jeden Anspruch und ohne Niveau.
Meine kleine DiktaturBei mir zu Hause gilt eine eiserne Regel: Du sollst kein anderes Vorbild haben als mich, deinen Vater. Darum hängen in der Wohnung auch überall Poster von mir. Im Gang steht sogar eine Bronzeskulptur mit meinem Ebenbild, damit die Autorität auch wirkt, wenn ich mal beim Tanz oder bei der Arbeit bin. Daneben dulde ich höchstens noch ein Foto der Mutter auf dem Nachttisch, mehr nicht. Kein Starschnitt und kein Internet.
Meine Kinder haben nur Zugang auf das Intranet meiner Arbeitgeber, Nebelspalter.ch und Europoker. Dort spielen sie aber nur mit dem eigenen Sackgeld. Meine Tochter Linda (19) hat mir meine starke Hand in ihren Teeniejahren gedankt, indem sie, als ihre Freundinnen alle mit Tokio-Hotel-Frisuren herumliefen, auf meinen Hallenbadhaarschnitt setzte. In der Handarbeit bastelte sie sogar liebevoll einen grünen Blaumann, wie ich ihn so gern an meinen Kindertagen trage. Ich war zu Tränen gerührt.
Ambitionen für Allüren
Linda hat sich nie um die Moden der Massen geschert und das macht mich noch heute stolz. Sie ist ja nicht unmusikalisch und singt in einer Punkband. Das heisst, ich sage dem Punk, sie würde es bestreiten. Und eigentlich flüstert sie ja nur, das ist ihr Stil.
Leise Rebellion, sagt sie. Die ‹Stage identity› ihrer Gruppe ist herausragend. So was sieht man nirgends sonst – und schon gar nicht am Fernsehen. Ich mache jeweils für die Streicher der Band ein Rasenkostüm. Linda trägt als Frontfrau einen überdimensionalen Hahnenkopf und ansonsten Pech und weisse Federn. Sie hat das Rohmaterial für das Kostüm eigenhändig aus einer benachbarten Geflügelfarm geholt.
Eurovision
Ich bin auch sehr stolz, dass aus keinem meiner Sprosse bisher ein Star geworden ist. Heutzutage, wo auf allen Kanälen Sternchen am Laufmeter produziert werden, ist das ja eine Leistung. Gut, Louis (10) und Achim (13) verlassen aus logistischen Gründen ja kaum das Haus und sind nicht besonders gut im Artikulieren. Wenn einer von denen per Zufall in der Schule entdeckt würde, wäre mir wohl nicht zu schade, mitzufänen. Ausser es wäre eine Sektenband, da weiss jedes Kind von mir, dass ich den Kontakt komplett abbrechen würde. Man kann nur eine Familie haben, nicht? Sonst singt bei uns nur der Älteste, Sebastian (27). Er geht nur wegen den Fangesängen an die Fussballspiele und nimmt dafür auch mal eine Prügelei oder eine Verhaftung in Kauf. Das gehört halt dazu.
Wo sonst können junge Männer noch ungeniert singen? Zu Hause habe ich ihm das Singen auch verboten, weil er immer meint, er müsse dazu gleich randalieren.
Beim Gedanken daran werde ich ganz unsicher und ändere meine Meinung. Also falls Ihre Tochter Alice die Kleider für das Konzert selber näht, soll sie doch gehen. Das wäre ein vernünftiges Kriterium, eine kreative Eintrittsschwelle sozusagen, die jeder 13-Jährigen gut anstünde. Deal?

Paulo Zedmic (42) ist alleinerziehend mit 6 Kindern und liebt bulgarische Zigeunermusik.
Seit einigen Jahren ist seine Wohnung ein Ort der Stille ohne Lautsprecher.

Freitag, 22. März 2019

Zwischen Finnland und Norwegen im Nichts hangen

Das Schiff hinten ist tatsächlich schief gebaut. Das ist aus statischen Gründen extra so gebaut, damit es eine Gattung macht.
Der Zeitsprung zwischen Finnland und Norwegen ist in aller Regel keine grosse Sache. Es ist ja nur eine Stunde. Wenn man sich aber der Grenze entlang in einem Auto Richtung Hafen bewegt, um ein finnisches Schiff zu erwischen, kommt es unter Umständen genau auf eine Stunde mehr oder weniger draufan. Wenn dann das Handy verwirrt ist und automatisch die falsche Zeit anzeigt, ist es blöd.

Donnerstag, 21. März 2019

Franz hüpft aus der Instatorte

Michael Hyatt ist vielen nicht persönlich bekannt: Er arbeitet aber bei Evernote in der Kundenberatung und ist ganz cool.
Seit mehr als 11 Jahren ist Franz Mitglied im internationalen Projekt Postcrossing. Nun hat er wieder mal den Kompi eingeschaltet und eine Karte in die weite Welt geschickt. Einfach nur aus Spass.

Mittwoch, 20. März 2019

Der Putzabend ist nicht sehr populär

Während kurzer Zeit war es das mitunter schönste Velo der Stadt Luzern: Dann wurde es geklaut und sofort ersetzt. Weg.
Wenn man die Geschichte anders erzählt, also von hinten, dann besteht natürlich gar kein Zusammenhang zwischen dem gestohlenen Velo und dem Putzen. Trotzdem gibt es den: Denn unter der Treppe ist im Winter wenig Platz, so dass ein pink-grünes Fahrrad, das offensichtlich fahrtauglich ist, aber nicht gebraucht wird, durchaus auffällt. Aber es steht geduldig da und wartet auf seinen Einsatz als Ersatzrad.

Dienstag, 19. März 2019

Wenn der Etsch den Bach runter geht

Der Fluss Inn ist auf diesem Bild sehr diskret angedeutet. Ich würde trotzdem darauf wetten, dass er da durch fliesst.
Die Schneeberge haben wirklich nichts mit dem Rauchen zu tun. Trotzdem wird man für gewisse Wissenschaftliche Studien mit Drogenexperimenten fürstlich bezahlt. Als Proband setzt man dabei  sein inneres Gleichgewicht aufs Spiel. Ein Seelenverkauf auf Raten? Davon wäre abzuraten.

Montag, 18. März 2019

Verstehen mich meine Kinder überhaupt?

Hyänen lachen Tränen, wenn es nach Andrew Bond geht. Das ist im echten Leben aber zum Glück nicht immer der Fall.
Frage: «Ich habe zwei Töchter (13 und 14), die leider in einem schwierigen Alter sind. Abgesehen
davon, dass wir uns wenig zu sagen haben, finden wir überhaupt keine gemeinsame Sprache. Können Sie vermitteln?»
Lydia I. aus D.

Paulo Zedmic: Nein, ich bin mit meinen sechs Jobs, den Hobbys und der Erziehungsarbeit mehr als ausgelastet, sorry. Natürlich bin ich trotzdem in diversen Stellenportalen präsent und als «Allrounder» auf Arbeitssuche.
Die Gier nach mehr Metall lässt mich weitere Aufträge annehmen. Und ich kann ja wirklich fast alles, vor allem im Umfeld von Medien, Hallenbädern und Casinos: Frag mich also zum Schlauchflicken, Papierschiffbasteln oder Würfelzinken. Bei der Jugendsprache aber kack ich voll ab, denn auch ich verstehe kein Wort von dem, was meine Zöglinge sagen.
Hihi auf monschischisch
Am Anfang ist das ja noch lustig. Wenn Kinder zu zählen beginnen und dabei hin und her hüpfen und Zahlen auslassen, Buchstaben verdrehen und Wörter erfinden wie «Gnö» für «Pneu», «Fotiliat» für eine Kamera oder «Tobeloni» für eine Schoggi in Matterhornform.
Und wenn sie sich gar auf Fremdsprachen wie «monschischisch» versuchen, schnitzeln alle ab. Neue Tiere wie der Trörant oder der Schnipans sind ebenfalls baba und selbst Tante Helene hat nichts dagegen, wenn sie Hyäne genannt wird. Solange Kinder noch an den «Chamilaus» glauben und nicht hinter den «Schüelchrank» gehen, wackt und wuppt es volle Möhe, checksch?
Verstopfter Kanal
Aber kaum werden sie grösser und frecher, hört der Spass auf. Gemeinhin meint man, die Kinder seien vor unflätigen Ausdrücken der Erwachsenen zu schützen. Der Amerikaner ruft nach «elterlichen Anleitung». Dabei ist es klar, dass die Sprache der Jüngsten jedem vulgären Fass den Kopf rausschlägt.
Das kommt vom Scheissleben vieler Teenager, deren erbärmliche Sprachwelt unter normal null ist. Sie dreht sich nur um Grasrouladen und Mandelspülungen, dass man Brocken jubeln muss. Manchem Jugendlichen ist deshalb dringend zu raten, die Orallüftung auszuschalten.
Gute Geheimnisse
Zum Glück dreht sich die Sprache immer weiter. Fäkalsprache lebt sogar besonders heftig wegen den gammligen Maden. Es gibt aber aldige Versuche, die Jugendsprache auf Papier zu bannen, in mit dem Diktionär verwandten Machwerken. Die Übersetzung von Slang gibts sogar mit Zehn-Finger-Rabbat im Internet. Ziel ist wohl die Aufklärung der Erzeuger. Silbersurfer sollten aber die Konsequenzen bedenken, wenn sie wissen, was die Kinder meinen, wenn sie vom Mausen, Hägen, Teebeuteln, Lunzen, Lachsreinhängen, Tackern und Ramsen reden. Sie meinen nämlich damit immer dasselbe – und ja, manchmal ist es wirklich besser, wenn man gar nichts checkt – nur das eine.
Brauchst du weitere Beispiele? Nimm den Satz aus der untersten Schublade meines Sohnes Louis, der neulich vom «Mösenflattern im Fummelbunker» popelte und von der Felleule nebenan, die einen Kasper in der Schublade habe. Gescheiter, man überhört solche Worte bei den eigenen Kindern, sonst muss man sich noch mit der entsprechend heftigen Problematik beschäftigen. Also Ohren zu und juhu, dass man nicht alles mitkriegt. Klink dich aus und bleib flauschig oder mit den Worten von Louis: Chillax!

Paulo Zedmic spricht nicht nur die Jugendsprache unzureichend. Seine Muttersprache hat er verlernt, Fremdsprachen kennt er keine und seine Texte werden ihm zum Glück von der Tochter ins Reine geschrieben.

Sonntag, 17. März 2019

Lernen mit dem TV-Programm

Die Gymiprüfung war damals für die meisten natürlich kein Thema. Dagegen wurden die Fotos ganz ordentlich abgelegt.
Wenn ich den Unterschied zwischen Jolly Roger, Roger Federer und Bad Boy Kummer erklären müsste, wüsste ich schon wie: Der eine spielt aus Prinzip nie mit, der andere hat das Talent und der dritte ist ein Profi und die Nummer eins. Aber im Grunde dreht sich alles nur um Kunst und Sport.

Samstag, 16. März 2019

Ein Heli im Kino

Die Wolken am Himmel sind sehenswert: „Um einem Dreijährigen Paroli zu bieten, muss man früh aufstehen“
Einblender im Fernsehen, vor allem bei Kinofilmen, sind ein Skandal, ohne Respekt für den Zuschauer mit Niveau. Das ist aber nur vorgelagert. Denn nun kommt ein Weckruf.
Aufstehen!
Unser Wecker tut seit mehr als 3 Jahren seinen Dienst. Treu und zuverlässig weckt er uns, ohne Batterien, meist mit dem Sonnenaufgang. Wir würden ihn nie mehr hergeben, geschweige denn tauschen. Schliesslich heisst er Wim und ist unser Sohn.

Meistens ist es etwa halb Sieben. Geht ja. Egal ob draussen schon die Sonne scheint oder Nebelschwaden hangen, ob Winter ist oder Hochsommer. Die genaue Weckzeit ist sekundär. Genug geschlafen haben wir selten. Ausschlafen ist eh seit Jahren kein Thema mehr. Es ist ja nicht so, dass wir nicht mal länger schlafen würden. Plus minus fünf Minuten würde niemandem etwas ausmachen.

Gegenüber einem elektronischen Gerät hat ein Kleinkind viele Vorteile. Einmal abgesehen vom fehlenden Schlummermodus. So ein Tennisballgerät, dass man für eine Extraviertelstunde Schlaf an die Wand werfen kann, wäre sicher auch gäbig. Aber unser Wecker ist unwiderstehlich effektiv. Jeder Morgen ist trotz der Regelmässigkeit der Weckzeit überraschend. Wim hat sehr variantenreichen Wecktechniken: Ein Kick in die Seite, ein Morgenlied auf den Lippen, ein feuchter Kuss oder ein schlichtes, martialisches «Ufstoh!».
Das hat er wohl von seiner grossen Schwester übernommen, sozusagen eine Funktion des Vorgängermodells unseres Familienweckdienstes. Diese schläft mittlerweile ja schon selbstständig und hat eben die erste Woche im Lager ganz ausserhalb der eigenen Wänden verbracht. Wir haben sie vermisst. Als sie kaum stehen konnte und eben erst in ihrem eigenen Bettchen erwachte, stand sie immer als erste morgendliche Übung im Bett auf und verkündigte lauthals durch die Wohnung den ersten Erfolg des Tages: «Ufgstande!».

Früher war ich ja auch mal Frühaufsteher. Aber seit es die Kinder gibt, bin ich froh, dass ich nicht vor den Wecksignalen der Kinder aus den Federn muss. Journalistentage fangen zum Glück selten vor 9 Uhr an. Ehrlich gesagt weiss ich auch nicht, ob ich überhaupt früher aus den Federn zu kriegen wäre. Punktuell kommt es ja schon vor, dass einer der Ernährerenden früher aus dem Haus müssen, um einer Lohnarbeit ausserhalb des Quartiers nachzugehen. 
Vermischung und Schönfärberei

Ich tue das sehr selten und bleibe zum Frühstück lieber bei den Kindern. Zum Fertigmachen hat man ja noch den Abend, wenn die Kinder im Bett sind. Oder mal eine Stunde, wenn der Wecker Mittagsschlaf macht. Unser Wecker Wim kommt zu seinem Schlaf und er hat auch aber Jedenfalls ist unser Wim jetzt im Napoleon-Alter. Er hat leider gerade die empfindliche Erfahrung gemacht, dass er vom Trohn gestossen wurde. Den seinen gibts der Herr im Schlaf.

Freitag, 15. März 2019

Bunbury ist das erste Ärgernis

Von Alpbetrieb zu sprechen ist natürlich immer relativ, aber Neon ist Neon: Dem Captn sieht man die Anstrengung bitz an.
Im Empörungstagebuch habe ich schon vor einigen Jahren notiert, dass hier jeder Neueintrag auf meiner Liste ein neues File generiert. Hinzu kommt ein neues Ärgernis technischer Natur: Ein unnötiges Update in dümmsten Moment, als ob die Übersicht in diesen ollen Handynotes nicht schon vörig genug wäre. Jetzt kann man aber weiter arbeiten.

Donnerstag, 14. März 2019

Die Gedanken im Kanal

Das Logo SF gibt es noch, aber in diesem Zusammenhang ist es völlig deplaciert: Denn das Radio gehört ja jetzt auch dazu.
Neulich sah Ben an der Tramhaltestelle die Zahl "19:44" aufleuchten. Er ahnte zwar, nachdem die Zahl ein paar Schlaufen in seinem Hirn gedreht hatte, dass es sich wohl um eine Angabe der exakten Uhrzeit handelte. Doch zuerst hatte er gemeint, es erscheine ihm der Jahrgang seines Vaters.

Mittwoch, 13. März 2019

Einen Namen möchte ich noch nachtanzen

Täglich grüsst das Murmeltier der Manie: Das nächste Mal, wenn dieses Trio auftaucht, wird es kommentarlos gelöscht.
Gut, ich habe wieder einmal im Titel zuwenig versprochen. Denn es sind natürlich zwei Namen, die mir heute erstmals begegnet sind und die ich mir merken möchte. Der erste Name ist der von Susanne Gaschke. Sie hat gestern in der NZZ etwas Gescheites über Relotius geschrieben, mit einem hübschen Titel auch: "Wir schreiben einfach wundervoll." Besser als Bärfuss in der Republik, möchte man meinen. Der zweite Name habe ich im Pfarrblatt in einer Filmkritik aufgeschnappt. Es ist der von Eva Spreitzhofer, die Regie führte in der Kinokomödie "Womit haben wir das verdient?".

Dienstag, 12. März 2019

"Heute ist dein Flugsonntag, Junge!"

Ein gelungenes Beispiel für eine Digitalisierung: Das echte Artefact mit seinen bunten Klebern auf Karton ist vernichtet.
Die Kleine insistiert: "Heute ist dein Geburtstag!" Papa gibt nach: "Also gut, meinetwegen." Sie bäckt eifrig Sandkuchen, am Laufmeter, singt Lieder, alles nur zu seinem Vergnügen. Papa friert, an den Händen und an den Füssen, aber nicht am Herz. Im Gegenteil, dort wird ihm ganz warm drum.

Montag, 11. März 2019

Mit den neurotischen Hunden goge gässle


There ar no dutch subtitles: Das ist jetzt wieder so eine Schmalfilmsache, wo verschiedene Lesarten möglich sind.
Früher gab es in Bern noch ein altes Ehepaar, dass Kodak Super-8-Filme speditiv entwickelte. Heute muss der Liebhaber ins Ausland gehen, wobei Holland schneller ist als Deutschland, aber auch teurer.

Sonntag, 10. März 2019

Sind Sie noch bei Trost?

Obacht: Glücksspiel verträgt sich nicht mit elterlichen Verantwortung. Wer das Gegenteil behauptet, könnte ein Profi sein.
«Ich bin glücklicher Vater eines Mädchens (5), dessen Erziehung ich der Mutter überlasse.
Die knappe Zeit mit dem Kind raubt mir bereits alle Kräfte. Wie kann man sich überhaupt mehr als ein Kind zumuten?»
Fredy K. aus W.
 
Paulo Zedmic: Es ist nicht so, dass sich mir diese Frage noch nie genähert hätte. Aber ein Vorteil der konstanten Überforderung als Alleinerziehender mit sechs Nasen ist, dass man zum Grübeln definitiv keine Zeit mehr hat. (Und Gott sei dank auch nicht mehr zum Zeugen weiterer Zöglinge, vorerst). Das philosophische Hinterfragen habe ich abgegeben an meinen besten Freund Basil. Er teilt im Übrigen deine Meinung, dass mehr als ein Kind ungesund sei. Schliesslich erhalten Kinder mit Geschwistern ja nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit, wo doch jedes einzelne für sich alle Liebe der Welt verdient hätte, allein schon als Geschöpf.
Schattenkunst mit Geschirr
Wobei: Gerade im Windschatten der Aufmerksamkeit geschehen oft wundersame Dinge. Zum Beispiel der Frühstart zur künstlerischen Karriere meiner lieben Linda (19). Das fing damals an, als sie als Baby in einem unbeachteten Moment die teuerste Amphore ihrer Mutter in 1000 Stücke zerschlug. Wie genau sie das zustande brachte, wurde nie geklärt, weil ja eben niemand aufmerksam war. Aber es lagen danach Muster von Scherben um das Baby herum auf dem Boden. Und auch auf ihrem Köpfchen zeigten sich faszinierende Zeichen. Linda liess dort später Tattoos nach der Vorlage der Narben anfertigen. Von ihrer Mutter hat Linda die künstlerische Ader übrigens nicht. Denn Alice hat die Ader ja immer noch, hihi, im Gegensatz zur teuren Amphore. Genetik ist logisch!
Improvisieren und planen
Überwachung ist ein Vakuum für die Kreativität, sagt Basil. Sie erstickt! Allerdings muss man auch problematische Aspekte erwähnen. Zum Beispiel muss Kinderbetreuung wie die Arbeit geplant sein. Ich kann ja auch nicht den Dienstplan mit meinen fünf Jobs von Tag zu Tag improvisieren. Nein, man muss Zeit haben, um Doppelbelegungen und Vielfachbuchungen zu umgehen durch Tricks, Nachtschichten, Ausreden und Arztzeugnisse. Kinder sind wie Chefs: Immer wollen alle miteinander was. Man braucht echt Nerven wie Drahtseile, um das auszuhalten. Dann ist das Essen halt kalt, bis
alle am Tisch sitzen.
Oder du lässt die Küche sein und das dreckige Geschirr dreckig, denn du brauchst es ja am nächsten Tag eh wieder. Oder du musst das Aufräumen als Spiel gestalten, weil du sonst weder spielen noch aufräumen kannst.
Rabenvater Matto
Kurz: Deine Frage ist mehr als berechtigt. Wer zum Zeitpunkt der Familienplanung noch klar im Kopf war oder sogar bei Trost, der ist natürlich, nur so nebenbei, auch nicht mit voller Leidenschaft in das Projekt gestartet. Aber nehmen wir an, jemand (oder zwei Personen) hätten tatsächlich nüchtern den Nutzen eines zweiten Zöglings errechnet und rational beschlossen. Spätestens im Chaos mit 2, 3 oder X Kindern versagt die letzte rationale Sicherung. Ja, man verliert den Verstand, leider.
Unvernunft ist eben ansteckend, wie im Irrenhaus die Psychiater immer Ticks entwickeln, ob sie wollen oder nicht. Ich halte mich mit einem eisernen Prinzip über Wasser: Freitagnacht ist fürs Pokern reserviert. Das nimmt auch etwas Druck weg vom Budget, im besten Fall.

Paulo Zedmic (43) hat die Stunden, die er für seine Zöglinge aufgewendet hat, nie aufgeschrieben.
Seine Tochter Linda (19) erledigt für ihn dafür gratis Schreibarbeiten.

Samstag, 9. März 2019

Aber hallo, was machst du noch hier heute?

Der Silberpfeil mit der Nummer 16 hatte im Vergleich zu heutigen Zeiten relativ viel Platz um das Auto herum.
Da auf meiner Bucketliste seit Menschengedenken der Autosalon in Genf steht. Einmal möchte ich täglich von da berichten. Im Stil soll es etwa werden wie diese David-Hasselhoff-Kreuzfahrt-Story.

Freitag, 8. März 2019

Verwelkte Rosen nie küssen

Die Erinnerung an diese eine Ausfahrt im März verblasste jedes Jahr leider etwas mehr.
Am Weltfrauentag nehme ich mir spontan frei, in dem ich bei der Arbeit anrufe und hustend gestehe, dass ich die Grippe habe. Dann fahre ich überraschend zu meiner Mutter oder widme mich ganztägig der Hausarbeit. Oder aber ich miete mir einen kleinen Töff und mache damit eine wilde Ausfahrt.

Donnerstag, 7. März 2019

La Réunion kommt zurück

FM mit Nilp: Es gab Reaktionen mit der Flexidisk.
Wer ein Lob möchte, muss einfach mal wieder einen Kauf tätigen. Aber wer sich für Musik interessiert, schaltet die Szene Zürich ein. Boni Koller telefoniert und spielt auf der Wiese.

Mittwoch, 6. März 2019

Der Fürst bestellt eine kleine Apfelfamilie

Ein neues Gerät, ein neues Leben? Das war einmal. Als Vater wird man vom Hersteller dazu ermuntert, alles digital mit der Familie zu teilen.

Mein neues Handy gebe ich nicht aus der Hand. Nein, das ist mein Spielzeug, sage ich den Kindern immer. Und da bin ich sehr streng. Niemand rührt es an, der nicht vorher fragt. Erst neulich kaufte ich mir ein neues Telefon, nur für mich! Ich liebe diese raren Momente, allein mit einem Gerät. Da tauche ich komplett ab, um an Einstellungen tüfteln und den Automaten zu justieren. Seltene Wonneminuten im Familienleben! Kein Mensch soll mich bitte dabei stören.
Nun fragt mich also mein neues Tool sehr nett, ob ich nicht eine Familie einrichten möchte. Mmh, aber wieso denn nur? Das sei sehr gäbig, folgt die Antwort. Damit könne man Musik, Bücher und Fotos sofort teilen: Alles für alle, sofort, wie im Kommunismus! Darüber hinaus wüssten alle Mitglieder der Familie auch stets, wo der Papa gerade steckt. Klar, das gescheite Telefon sendet ja auch Signale.
Also gut, warum nicht? Schliesslich sind die zwei Oberhäupter unserer Familie beide Fans des gleichen Systems. Der Januskopf der Elternschaft ist sich nur in wenigen Fragen einig, aber für meine Liebste und mich kommt seit Jahren nur Apple in Frage. Bisher hatten wir auch wenige Gründe, der grossen Weltfirma mit dem gesunden Logo zu misstrauen. An Apple a day keeps the doctor away. Also los, auf in die Applefamily, irgendwann brauchen die Kids ja eh auch eine Emailadresse.
Leider gerät mein Versuch, einen Familien-Account einzurichten, ins Stocken. Durch eine philosophische Fangfrage meines neuen Geräts: „Bestätigen Sie bitte, dass Sie der Organisator dieser Familie sind.“ Meinst es jetzt grundsätzlich oder wieso? Grosszügig sehe ich über die dumme Frage hinweg. Jeder flüchtige bekannte Mensch weiss, dass sicher nicht ich der Organisator bin. Aber das Gerät ist ja neu. Und aha, beim nächsten Schritt check ichs erst. Das pragmatische Fon will nur die Kreditkartennummer wissen. Meinetwegen, wenn das so ist, ja, dann bin ich halt der Organisator. Aber sicher! Leider habe ich die Kreditkarte gerade nicht zur Hand und muss das Einrichten der Familie auf unbestimmte Zeit verschieben.
Ich dachte schon, dass wäre es jetzt gewesen. Aber Apple vergisst ja nichts, im Nu kommt das Bestätigung-Email. Ups, wenn die Familie einmal eingerichtet, gibt es kein Zurück mehr. Es ist vorbei, die Zeit mit mir und meinem persönlichen Spielzeug. „Campo, herzlich willkommen bei der Familienfreigabe“, heisst es im Betreff. Ein Klick, und ich kann im Menü jederzeit „meine Familie verwalten“.
Nein danke. Wir teilen die Musik ja eh schon. Aber wir haben das Leben halt lieber analog. Wenn bei uns daheim zwei bis drei Plattenspieler gleichzeitig laufen, gibt das interessante Geräuschkonstrukte. Und weil die Knirpse das Vinyl nicht selber auflegen können, hat man auch jederzeit die volle Kontrolle über die Inhalte. Wir sind da sehr konservativ. Auch bei den Büchern: Haptisch, handfest, Hauptsache analog. Bücher die riechen, Eselohren als Lesezeichen, Altpapier. Die kann man auch gut wieder vertschutten, wenn sie vorgelesen sind.
Nur die Agenda, ja, das wäre automatisiert schon gäbig. Aber der Kühlschrank hat ja auch eine Kalenderfunktion. Das funktioniert. Wer sich nicht einträgt, ist selber schuld. Und für den Austausch von den Terminen des Tages ist ja der Morgenrapport am Zmorgetisch. Meistens ist eh alles anders als geplant, aber das ist eine andere Geschichte. Die Funktion «Familie verwalten» finde ich auch noch hübsch. Vielleicht schalt ich das mal ein. Aber zuerst esse ich jetzt einen Apfel.

Dienstag, 5. März 2019

Wieso gibt es keine Velokuriere mit E-Motor?

Das Nashorn würde auch nie ein E-Bike kaufen, selbst wenn es steinreich wäre: Elektromotoren sind ihm zu fancy.
Der Hashtag #Unfrage erfreut sich mässiger Beliebtheit. Aber die möglichen Antworten auf die obige Frage sind zahlreich. a) Sie sind alle jung. b) E-Bikes sind nicht sehr sexy. c) Man nennt sie Rikschas.

Montag, 4. März 2019

Geboren an einem Montagmorgen

Zufriedenheit oder Geld zurück: Wieviel würden Sie für einen alten Plasticsack voller perlend reifer Ideen bezahlen?
Basel war heute mehrfach ein Thema am Familientisch, während einer Autofahrt. Der Grund ist das geplante Ozeanium, das mit Meerwasser beim Zolli gebaut werden soll. Die Basler sind ja auch Schweizer und es gibt gute Argumente dafür und dagegen. Aber es gibt auch schlechte Argumente dafür und dagegen. Und nach Anhörung beider Seiten wäre ich heute dafür. Fürs Meerwasser, meini.

Sonntag, 3. März 2019

Womit haben wir das verdient?

Einer dieser Bodybuilder aus der DDR trägt heute Kopftuch. Andere gleichen aus dem Tatort bekannten Schauspielern.
Seit ich die Lokalzeitung nicht mehr abonniert habe, lese ich das Pfarrblatt. Statt Feuilleton und Kulturkalender muss ich mit Kurzfutter Vorlieb nehmen. Da dies aber mit der Kirchensteuer abgegolten wird und mitunter Edelfedern für die Publikation verantwortlich zeichnen, komme ich voll auf die Rechnung. Heute mit einem Filmtipp. Es ging um eine Komödie aus Österreich.

Samstag, 2. März 2019

Warum ich drei Agenden führe

Der Stargast des diesjährigen Wef ist eine Fratze: Punkto Rechtschaffenheit kann er es aber mit Trump locker aufnehmen.
Es ist ganz einfach: Die drei Agenden sind organisch gewachsen und werden mehrheitlich händisch synchronisiert. Das chinesische Handy ist anfällig auf Tippfehler. Der Familienkalender in der Küche ist äusserst fremdbestimmt. Und am besten funktioniert die Büroagenda im Outlook. Sie ist sehr zuverlässig und regelmässig, fast wie ein durch eine begabte Chefsekretärin kuratierter Kalender.

Freitag, 1. März 2019

Haben Sie unser Enkelkind entführt?

Der Enkeltrick ist nicht einfach zu durchschauen. Ein Entführer dagegen ist an seiner grimmigen Kleidung gut zu erkennen.
Seit Langem lesen wir Ihre Kolumne mit wachsender Skepsis. Nun ist unser lieber Enkel Nils (10 Monate) plötzlich wie verwandelt, leider sehr zum Unguten. Haben Sie ihn etwa mit einem Ihrer Bälger vertauscht? Ernst und Rosa A. aus K.

Paulo Zedmic:
Erlauben Sie mir zuerst einen Scherz, bevor ich Ihnen eine Antwort gebe. Es freut mich nämlich, dass Ihre Skepsis nicht schrumpft! Denn dann wäre sie schon alt und verknöchert. Solange sie wächst, hat sie eine grosse Zukunft, wie Ihr Enkel. Das hat mir mein Freund Basil, der Philosop, so erklärt. Er sagt: Skepsis ist wie ein Schnaps, also sehr wichtig.
Elende Enkeltricks
Ich finde es nicht schlimm, dass Sie mich einer neuen Variante des Enkeltricks bezichtigen. «Bezichtigen», das sagt Basil auch immer. Er ist verdammt gescheit. Nein, es gibt ja immer wieder neue, unverschämte, unverfrorene Arten von Enkelbetrügereien.
Man liest es in der Zeitung. Und man spürt, wie schockiert die Beamten auf dem Polizeiposten über die raffinierten Methoden waren. (Basil sagt «dreist!») Aber von jemandem, der anderer Leute Enkel vertauscht, habe ich noch nie gehört.
Wobei ich mein jüngstes Ding auch schon fast vergessen habe, so ruhig und friedlich schläft es jetzt in seinem Wägelchen. Ein Engel ist das plötzlich, das sage ich Ihnen. Am Anfang war es gerade das schlimmste Schreikind der Erde! Lustig, genau umgekehrt wie bei Ihrem Enkel! Jetzt fällt mir erst auf, dass ich meinem jüngsten Spross auch Nils sage, seit seine Mutter ihn mir überlassen hat. (bzw. uns verlassen hat).
Frispee und Poker
Ich war es nicht! Dafür halte ich meine Hand ins Feuer. Oder sagen wir, wenn ich lüge, halte ich meinen Schlüsselbund in den Bunsenbrenner und spiele dann damit im Garten mit den Kindern russisch Frispee. (Wer fängt, verbrennt sich die Finger).
Wenn Sie aber Ihres Enkels wirklich überdrüssig sind, können wir gern über ein Geschäft reden. Mein Nils ist allerdings nicht verhandelbar. Ihn habe ich nicht mal gesetzt, als ich letzte Woche am Pokertisch tief in die Schuldenzone rutschte. Ich kam dann zum Glück auch ohne ihn wieder ins Plus.
Gesparte Arbeit
Aber von meinen Zöglingen könnten Sie Achim haben. Er ist zwar schon ein paar Jahre älter und einige Pfunde schwerer, dafür müssen Sie ihn nicht mehr wickeln. Und er ist sehr pflegeleicht! (Basil sagt dem «phlegmatisch »).
Oder wollen Sie mir Louis abnehmen? Den Terrorbengel würde ich sofort tauschen, eigentlich ist es mir sogar egal, ob ich etwas dafür kriege. Der Vorteil für Sie: Louis kann schon rechnen und er kennt sich mit Computern aus. Sie sparen so jede Menge Erziehungsarbeit, stellen Sie sich vor: Zehn Jahre nicht schimpfen!
Rechtlich sollte man das mit einem Outsourcing- Vertrag regeln können, meint Basil. Er arbeitet ja, weil man als Philosoph leider kein Geld verdient, in der Rechtsabteilung einer Autoleasing-Firma. Wenn Sie wollen, sage ich auch den Müttern nichts, dass deren eine oder andere Sohn nicht mehr bei mir ist. Also einfach sagen. Interessiert an einem Deal? Ich bin gern für einen Schwatz zu haben. Meine E-Mail kennen Sie ja.