Dienstag, 30. April 2019

Andermatt - Bastogne - Zureich

Der Postkartenfranz tritt nun als Sponsor von Gabentischen im Internet auf: Es geht um Silber am Alpenbrevet.
Seit wenigen Tagen ist die Sammlung eröffnet. Und bereits gibt es zwei anonyme Booster oder Boosterinnen, die das Projekt «Piz Grodon Bleu - Magura oho» auf Wemakeit unterstützen. Herzlichen Dank! Kassier Campo konzentriert sich ganz auf seine Aufgabe des Fundraisings, wobei aber das Training nicht ruht. Nicht ruhen darf! Die Teamkollegen kneten derweil ihre Waden und versprechen, dass sie sich auch noch einmal mit Wort und Bild zu erkennen geben. Tag X ist der Samstag, 24. August in Andermatt. Mit Bastnach in Belgien hat das nichts zu tun, das war vorgestern.

Montag, 29. April 2019

Rutger, Tucker et Sébastien

Hier gab es ein rohes Ei, doch niemand weiss mehr, wo genau das war. Obwohl man es natürlich rekonstrieren könnte.
Der Historiker Rutger Bergman wurde berühmt, weil er nach Davos ans Wef reiste und auf einem Panel den Standpunkt vertrat, dass die Steuerflucht das grössere Problem für die Menschheit sei als der Klimawandel, über den Klaus Schwab so gern schwafelt. Sowas darf man natürlich am Wef nicht sagen. Umso mehr, weil die Steuerflucht von reichen Ausländern auch das Geschäftsmodell des Gastgeberlands ist. Wie neulich der welsche Historiker Sebastien Guex sehr anschaulich erklärte.

Sonntag, 28. April 2019

Ich möchte lieber ein Mündel sein


Unser Supervater findet es verblüffend, wie er oft erst als Vater vieles erlickt. Aha-Erlebnisse: Alles wird kopiert.
Man hätte es sich ja schon vorher überlegen können. Oder weglaufen. Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Es hat eine Weile gedauert, bis ich es gecheckt habe. Aber wie die meisten Sprichwörter ist halt auc„Vorbild und Führungsaufgabe Vatersein – schwierig, schwierig, jeden Tag, livelong learning from the roots – just a test...“
h dieses leider sehr wahr. Das Abenteuer Elternsein hat mich schleichend eingeholt, vom Überschuss an Lebenslust ist zwar noch ein kleiner Rest da, aber es fehlt die Zeit, um sie einzulösen. Denn das eigene Glück steht nicht mehr im Zentrum. Am meisten stresst mich, dass jetzt alles so effizient sein muss.
Ich habe mich nun auf die Dekade im Zeichen des Bienenfleisses eingestellt. Willkommen in der Verantwortung, die man nirgends bestellen würde, wenn es die Kinder im Katalog gäbe. Aber sie wird einfach mitgeliefert, beziehungsweise mehrfach, gopf! Plötzlich ist man Vorbild, kann sich keinen Mist mehr erlauben. Und nicht einmal mehr ungeniert herzhaft fluchen. Alles wird sofort abgeschaut und kopiert. Immerhin gesünder ist das Leben geworden: Für Rauchpausen fehlt die Zeit.  
Der Zusatzaufwand für die unmündigen Haushaltsmitglieder wäre ja noch zu leisten, man kann sich das aufteilen, wo man praktischerweise schon zu zweit verantworltich ist für das Chaos: Waschen, Aufräumen, Verpflegen, ok, sie können es ja noch nicht. Das gehört dazu.
Aber wo es aufhört, lustig zu sein, ist diese geballte Unvernunft, die im täglichen Umgang immer wieder hochkommt. Es sind Punks, man kann es nicht anders sagen. Diese diabolische Lust am Provozieren, woher haben die das nur? Nun will er sich nicht anziehen. Einfach so. Kategorisch. Und wieso soll ich nun ruhig Blut bewahren, liebevoll Verständnis äussern, taktisch klug Alternativen vorschlagen, wenn ich doch viel lieber die Herausforderung annehme, mit dem zweijährigen Trotzkopf lustvoll zu streiten. Auf Augenhöhe, versteht sich, wie ich es schon mit seinen älteren Schwestern immer noch tue. Sollen die mal vernünftig werden. Ach, leider sind sie es noch weniger als ich.
Unterdessen steht für mich fest, dass ich den Elterntest nie bestanden hätte, wenn es einen gäbe. Bei Geduld und Sanftmut wäre mir bei der Prüfung der Faden mehrfach gerissen und in der Königsdisziplin „Denken für andere“ hätte ich versagt, weil ich vor lauter Hirnen mich selbst vergessen hätte. Wie simpel und lustig war mein Leben, als ich noch allein war! Im Militär habe ich den Tagesbefehl verachtet und demonstrativ nie eines Blickes gewürdigt. Nun finde ich mich jeden Morgen vor dem Familienkalender und checke die diversen Aktivitäten der Kleinen. So eine Liste hilft beim Führen von potenziellen subversiven kleinen Kämpfern. Und wenn wir schon beim Militär sind (Dienstpflicht erfüllt!) Noch so ein Ärgernis, das man sich mit der Familie einhandelt: Plötzlich hat man den Führungsjob, den man nie anstrebte. Leider ist er schlecht bezahlt. Aber man soll ja immer auf einer positiven Note aufhören. Und es wird ja zum Glück immer besser: Seit neustem deckt sich unser Frühstückstisch vollautomatisch, und wenn alle fertig sind, wandert alles wieder zurück an den Ort. Cool, oder? Soll noch jemand sagen, die Gesellschaft mache keine Fortschritte. Und das machen natürlich auch die Kinder – von alleine.

Samstag, 27. April 2019

Wer ist stärker, ich oder du?


Eine Ohrfeige hat noch keinem geschadet, meint der Volksmund. Das ist eine kurzsichtige Erziehungsmethode.
Leider kann ich hier nicht verkünden, dass mir die Hand noch nie ausgerutscht ist. Doch ich schäme mich dafür, auch dass es ab und zu vorkommt, die offene Provokation des Kindes. Besonders mit Zweijährigen bin ich schwer überfordert, ich gebe es zu. Sie haben eine Art zu argumentieren, die mich auf die Palme bringt. Instant, radikal unvernünftig! Und die Lösung ist so verführerisch, die körperliche Überlegenheit so krass, zudem kann man ja nicht ewig warten, man ist in der Pflicht, den Tarif durchzugeben: Also bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.
Heute Morgen war es mal wieder so weit, mea culpa. Eine unbeherrschte Grenzüberschreitung meinerseits. Nein, ich habe mein Kind nicht geschlagen. Ich habe den trötzelnden Buben nur unter den Arm geklemmt und gegen seinen Willen auf dem Velositz befestigt, um ihn, wie es das Montagritual vorsieht, auf dem Weg  ins Büro in die Kita zu fahren. Nur wollte der Kleine heute Morgen einfach nicht. Er hatte keine Lust und machte seinen Standpunkt schnell klar. Es ist ja nicht so, dass er seinen Willen nicht klar argumentieren könnte, nein, im Gegenteil: Für einen gut zweijährigen äusserte er  sogar recht vernünftig den Wunsch, Ich will da bleiben und spielen. Dann, als dieser Vorschlag auf ein müdes Lächeln unserseits stiess, wollte er stattdessen mit Mama zur Arbeit zu fahren.
Schliesslich hatte er das ganze lange Wochenende ganz allein mit ihr verbracht, ein Traumwochenende für so einen kleinen Mamihöck. Und ich nehme es ihm überhaupt nicht übel, dass er mich kaum vermisst zu haben scheint. Ich sehe sogar grosszügig darüber hinweg, dass er mich grundlos kritisiert, nur aufgrund meiner Anwesenheit beim Frühstück, die ihn offenbar in seiner mütterlichen Idyllie stört. Nun müssen wir aber los, anziehen geht noch, trotz Zeitdruck, leider ist die Mama auch noch da, sie ist aber mit den grösseren zwei beschäftigt.
Theoretisch ist ja das eine liebreizende Idee, dass man mal mit der Mama zur Arbeit fahren möchte. Das wäre bestimmt interessant und liesse sich vielleicht einmal einrichten – aber ein andermal. Jetzt müssen wir los. Wim besteht auf seinem Standpunkt, unverrückbar.
Hier treffe ich in meiner elterlichen Entscheidungsgewalt eine Entscheidung: Grenzüberschreitung: Ich packe ihn, schleppe ihn auf das Velo und fessle ihn relativ unsanft, den Schnudderi, auf das Sitzli vom Velo. Immer beherrscht, aber bestimmt, ihm gut zuredend, die Wonnen eines Kitatages ausschmückend.
Dialog ist immer besser, Vernunft ist gut. Trotzdem: Das Geschrei hört selten auf, wenn man ein Kleinkind unter den Arm klemmt und mit ihm fortmarschiert. Es geht erfahrungsgemäss erst richtig los. Und ich würde schon sagen, dass man, wenn man nicht den riskiert, den Willen zu brechen doch, riskiert, dass das Kind einen Knacks kriegt. Und die Regeln der Sozialisation bestimmen, dass genau das weiter geht, von Generation auf die nächste. Und wenn man pech hat wird es zum Bumerang, weil der kleine ja irgendwann stärker sein wird. Man kann nur hoffen und warten und warten und hoffen, dass er bis dann auch einigermassen zur Vernunft gekommen ist.


Freitag, 26. April 2019

Wozu im Jahr 2019 noch bloggen?

Leiterwagen, Einrad, Kindervelos und Rennräder: Links das Grüne wäre das Rad für den Ernstfall, blau steht für Training.
Gestern ist auf der Crowdfundingplattform Wemakeit eine kuriose Sammlung eines gewissen Campo angelaufen, die 49 Tage dauert und vielleicht etwas Erklärungsbedarf benötigt. Wozu wird hier gesammelt? Und was kann man als Spender gewinnen? Nun, nebst einem guten Gewissen gibt es am Alpenbrevet 2019 jede Menge Aufmerksamkeit. Aber nur für den Leibchensponsor des Teams «Gavel - Gordon - Bleu - Magura». Man könnte diesen Namen natürlich auch durch einen x-beliebigen Firmennamen ersetzen, falls man das nötige Kleingeld dafür zur Verfügung hat. Den edlen Spendern sei im Voraus gedankt!

Donnerstag, 25. April 2019

Heute ist der Tag der Befreiung Italiens

Dieser gelbe Ferrari wurde am Rande einer Kunstauktion fotografiert. Er stand dort aber nicht zum Verkauf.
Es ist ein Kreuz mit diesen Feiertagen. Immer vergisst man sie, wenn sie einen nicht persönlich betreffen. Dabei gäbe es zum 25. April viel zu erzählen. Italien wurde ja nicht einfach so befreit. Aber ohne die Befreiung Italiens gäbe es heute auch keine schicken Zuhälterschlitten, in der Signalfarbe gelb, die bedeuten: Ich habe keine Ahnung, wieso Italien überhaupt je gefangen war.

Mittwoch, 24. April 2019

Das verschwundene Dokument

Der junge Xi war bei den Mädchen beliebt: Er konnte aber auch wirklich gut lässig rumstehen.
Plötzlich war das Dokument verschwunden. Tante Emily verdächtigte den Untermieter Xi. Er sah zwar aus, als könne er keiner Fliege etwas zu Leide tun. Doch genau das macht ihn verdächtig. Tante Emily ordnete also an, den Inhalt von Xis Tasche zu inspizieren. Das war einfacher gesagt als getan.

Dienstag, 23. April 2019

Memuarnotar sollte sein Inserat schalten

Pelham krallte sich die Bohne und dachte keine Sekunde daran, ob er sich am Morgen die Waden rasiert hatte oder nicht.
Im Netz der Gewalt hiess mal ein Buch, das im Büchergestell meiner Jugend stand. In meiner Erinnerung ist es ungelesen, nicht zuletzt deshalb, weil das Cover und der Titel so reisserisch gestaltet war, dass mich der Inhalt abschreckte. Als Kind war ich eben wohl eher ein zartes Gemüt.

Montag, 22. April 2019

Athos ist etwas anders als Kappadonien

Hand aufs Herz: Nun komme ich mir als einfache Bildlegende etwas blöd vor, wenn doch schon alles im Bild steht.
Lange bevor es Drohnenpaketpostboten gab, waren Luftschiffe im internationalen Einsatz. Wenn man aber ein Einschreiben am Samstag erhalten möchte, kostet es bei der Post einen Fünfliber extra. Obwohl jetzt diese Mischung aus Helvetismus und Germanismus eventuell charmant war, kommt Nemsistan tendenziell eher zu kurz in diesem Blog. Kappadonien und Athos sind Ausnahmen.

Sonntag, 21. April 2019

Wie räumt man ein Kinderzimmer auf?

Am Anfang waren es fünf, dann kam noch der kleine Nils dazu. Nun ist Herr Zedmic sie schon fast alle wieder los.
«Meine zwei Töchter (18 und 19) sind ausgeflogen. Sie kommen höchstens noch einmal pro Quartal nach Hause. Soll ich ihnen ihren Kram nachsenden?» Peter F. aus K.

Paulo Zedmic: Nein, das ist die Mühe nicht wert. Ich komme gerade von der Entsorgungsanlage,
wo ich die Mulde mit der gesamten Einrichtung all meiner verlorenen Zöglinge ausgekippt habe. Alles in globo, von Feliz’ Plüschtieren bis zu alten Playstations sowie jede Menge Redbull-Alu-Büchsen von Louis und Achim, samt dem ganzen Mobiliar. Es gab eine halbe Tonne Material, Kollege Hans lieh mir den Lastwagen. Sortieren hätte nur unnötig Zeit verbraucht, dafür haben sie im Werkhof ja tatkräftige Fachkräfte herumstehen. Jedenfalls scheinen mir die Köpfe dort einiges heller als jene der feinen Damen vom Sozialamt, Abteilung Kindsentzug, aber dazu später. Die Entsorgungsaktion hat überhaupt nicht weh getan und mein Haus ist jetzt leer, sowohl materiell wie auch menschlich, leider.
Idylle vor dem Sturm
Ich hatte ja gerade angefangen, mein neues Leben mit reduzierter Zahl Mündel zu geniessen.
Ich lebe ja nun schon mehr als 25 Jahre in der Schweiz, aber das erste Mal kam ich mir ein bisschen normal vor, alleinerziehend mit zwei Kindern. Fehlte nur noch ein Hund zur Musterfamilie, oder? Gut, vielleicht hätte ich dann auch einen einzigen Vollzeitjob gebraucht statt meiner diversen Allrounder-Aufgaben. Aber wenigstens habe ich so nun etwas zu tun. Ich hatte sie wirklich gern in letzter Zeit, meine zwei verbliebenen Kindsköpfe Nils (1) und Linda (19).
Linda war ja immer eine grosse Hilfe, wenn sie mal da war, nicht nur als Schreibkraft im Haus. Sie feierte auch noch ihren Geburtstag bei mir im Keller mit einer grossen Sause und ich durfte DJ sein.
Das war das letzte Mal, dass sie zu Hause war. Ist das der Dank für all meine Fürsorge? Mein Freund Basil, der Philosoph, tröstete mich wieder einmal. Er sagte mir auch von Mann zu Mann, er sei wirklich immer beeindruckt gewesen von meinem Pragmatismus und dem Laissez-Faire in der Erziehung.
Ist doch wahr: Dass meine Linda auf eigenen Beinen steht, rechne ich ganz meiner Strategie des Schupfs in die Selbstständigkeit an. Jetzt ist sie weg, das hat man halt davon, wenn man die Arbeit gut macht.
Rücksichtsloser Entzug
Auch der kleinste Nils ist ja in so einem handlichen Alter, ein richtiger Schatz. Ich hab ihn überall mitgenommen wie früher seine Schwester Feliz. Wir hatten rund um die Uhr Spass zusammen bei der Arbeit, in diversen Fun-Geräten: In den frühen Morgenstunden beim Austragen der ‹Nebelspalter›-Hefte sass er im Maxi-Cosi auf dem Zeitschriften-Rollwagen. Im Hallenbad planschte er im Weidenkörbli des Nichtschwimmerbeckens, angeseilt im Spezial-Sicherheitsgurt Marke Eigenbau. Und natürlich hab ich auch am Rasenmäher des FC einen Kindersitz mit Windelbox montiert,
dass der Kleine immer beim Papi ist, wenn er etwas braucht.
Beim Pokern in meiner Lieblingsbar bei Beny’s habe ich ihm extra auf dem unteren Regal des Schnapsbar-Trolleys ein Bettchen eingerichtet. So konnte ich ihn von Tisch zu Tisch mitziehen und hatte das Wichtigste immer in der Nähe. Ich hatte gerade eine Glückssträhne, frischen Schnaps eingeschenkt, Nils schlief friedlich, als die Polizei Beny’s Lokal stürmte. Heimat, wie frei ist
dieses Land?! Für ein bisschen Spiel und Spass wurde ich verhaftet, der ganze Gewinn ging an den Staat. Und meinen Nils habe ich seither nie gesehen. Die Damen vom Sozialamt haben ihn konfisziert und wollen mir partout nicht sagen, wo er ist. Verstehen Sie das?

Paulo Zedmic hat nicht unbedingt weniger Ärger, obwohl er nun keine Kinder mehr hat. Statt Babybadeschaum braucht er seit Kurzem Haarfärbemittel.

Samstag, 20. April 2019

Frau Rosengart umgeht Ulm

Reportage über eine Eslige Idylle im Elternmagazin Fritz: Wem haben diese Kinder diesen Auftritt zu verdanken?
Die Fasnacht in Ulm gleicht jener von Luzern, auch wenn in einer Youtube-Reportage auch einige Unterschiede auszumachen sind. Jedenfalls ist der Umzug um Ulm dem auswärtigen Betrachter sympathischer als der olle Karnveval in Köln. Obwohl ich ja keines der Bücher ganz gelesen habe.

Freitag, 19. April 2019

Die Schlaumacher vom Veloständer

Ich habe ja angefangen, mein chinesisches Handy so zu tunen, dass es mir nicht mehr jeden Mist anzeigt. Gestern aber war das Stimmgerät für die Gitarre von Wim im Kinderzimmer verschollen, es war unauffindbar. Also musste wohl oder übel im Google Play Store eine App heruntergeladen. Man kriegt auch kostenfrei ganz hübsch designte Tuner dort, aber keine werbefreien natürlich. Die laufen sogar ohne Batterien und tun ihren Dienst genauso wie ein echtes Stimmgerät. Ohne Tuner könnte man sicher auch eine Kindergitarre stimmen, aber dafür müsste man mehr Übung haben und das Ohr dafür. Die Schlaumacher aber sind keine Band, sondern bloss ein Werbeschild an einem Velo, immerhin spielen sie auch im echten Leben.

Donnerstag, 18. April 2019

Dave ist vielleicht doch kein Name

Man weiss nicht, was es zu gewinnen gibt, wenn man jemandem etwas schenkt. Das liegt in der Natur der Sache und darüber haben Ethnologen schon ganze Bände geschrieben. Das heisst nicht, dass die Ethnologen Ignoranten waren. Das Gegenteil ist richtig. Die Bestimmungen für eine Rauchentwöhung bei Bruno Stierli dagegen sind bedeutend milder als jene für eine Fernbehandlung bei Krankheit. Lesen ist weiterhin gratis, aber es kostet natürlich auch ein bisschen Zeit. Das gleiche gilt im Übrigen für meine Lieblingstätigkeit, das Aufräumen und Ordnen von Papieren aller Art.

Mittwoch, 17. April 2019

Der Unique Selling Point von Mieter Meier 23

Dem aufmerksamen Leser könnte aufffallen, dass dies ein eigenartiger Post ist in diesem Weblog. Man hört nichts, wenn man ihn sich vorlesen lässt. Trotzdem ist es möglich, dass bei der Produktion des Posts Lärmemissionen entstanden sind. Hier hackt einer auf der Tastatur, vulgo Schreibmaschine. Dort summt ein Bauarbeiter, der eigentlich Philosoph wäre, aber die akademischen Diskussionen waren ihm verleidet. Also verlegt er im Schneeregen Kabel auf dem Trottoir vor dem frisch polierten Schaufenster. Der Laden ist nun leer, es sind Büroarbeiter eingemietet. Und der Direktor des Mieterverbands, der gar nicht Sebastian Meier heisst, kandidiert mit dem Slogan «Angst macht Mut» für das Amt des Regierungsrats. Ob das ihn wählbar macht? Selbstironie könnte ja eine gute Eigenschaft sein, gerade für Politiker, mögen sie auch einer kommunistischen Partei angehören. In Russland beispielsweise gehören auch 20 Jahre nach dem Kommunismus die meisten Wohnungen den Leuten selbst, kostenfrei. Jedoch verfallen die Häuser. Trotzdem möchte man mitunter lieber Mieter bei einer Genossenschaft sein, es muss keine glamouröse sein. Lieber als beim HEV, auch so ein Verein. Wie der SFJ, auf französisch AJS. Das ist der Verband der Fachjournalisten. Die haben nun eine neue Website und ein recht geiles Verkaufsargument. Besser als eine Kreditkarte der UBS.

Dienstag, 16. April 2019

Der ganze Keller voll Korrespondenz

Ob sie ihren individuellen Pumpsoundtrack hören oder die Anweisungen des Drillseargents? Man weiss es nicht genau.
Gottfried Keller hatte gute Beziehungen zu Alfred Escher, der zusammen mit Jakob Dubs einmal gar eine Gottfried-Keller-Aktie heraus gegeben hatte, um des Dichters Schulden zu tilgen. Wahrscheinlich wäre das heute ein Crowdfunding mit Zugpferdchen aus der Politik. 1886 wurde Keller zum Staatsschreiber des Kantons Zürich ernannt, nachdem er eine Professur am Polytechnikum abgelehnt hatte, weil er sich vor der damit verbundenen Arbeitslast fürchtete.

Montag, 15. April 2019

Heureka im Rausch der Blätter


Lustiges Stilbild: Die Zettel sind eigentlich Traktate, der lässige Locher ist eher der Kategorie Machwerke zuzuordnen. 
Giovanni Pico de la Mirandola hat bereits im Jahr 1486, also just ein Jahrhundert nach der Schlacht bei Sempach, in einem Traktat notiert, woran sich die Maschinen noch lange die Zähne ausbeissen werden. Nämlich, dass es nicht um die Weltherrschaft der Büroklammern geht. Das las ich heute in der Republik.

Sonntag, 14. April 2019

Ist das Ihr Ernst?

Beim Posten kommt man sich näher: Die kleine Dame und die grosse Bäuerin haben sofort Vertrauen ineinander gefasst.
«Sie waren – bei allen Scherzen und Schwächen – als alleinerziehender Vater für mich und meinen Sohn ein Vorbild. Ihre Ansage eines abrupten Abgangs schockiert uns. Wie können Sie uns so im Stich lassen?» Peter K. aus Z.

Paulo Zedmic: Davon kann keine Rede sein. Ich kenne meine Verantwortung und auch die Gesetze, an die ich mich halte. Ich will doch nur wieder etwas Zeit für mich. Ausserdem hat sich bei mir ein gewisser Starrsinn verfestigt, der Vorbildern gern anhängt. Deshalb lasse ich mich von deiner Fangfrage gar nicht beirren und fahre meinen Plan weiter: Zögling für Zögling wird verantwortungsvoll und sorgsam versorgt.
Eine kleine Luftveränderung für alle, bestimmt, aber hoffentlich für alle zum Besseren. Ich vermag meine erzieherischen Verdienste sehr wohl realistisch einzuschätzen, möchte jedoch auch anderen Wertemodellen eine Chance geben. Denn wer nie die Eltern wechselt, hat ja gar keinen Vergleich.
Neue Nestwärme
So fahre ich also fort, Flick für Flick von meiner Patchwork-Decke abzutrennen und auf einen fremden Stoff zu nähen. Möge mir der löchrige Mantel im Winter keine reuigen Gewissensbisse bescheren. In meiner Familie, die sich in Liquidation befindet, ist Louis als Flick ein ziemlicher Strick. Das hat mich, um im Bild zu bleiben, fast dazu verleitet, ihn an eine schwedische Gardine zu ketten. Ich hab es mir anders überlegt. Denn Louis Mutter Vero verfügt über eine seidenfeine Bettwäsche exzellenter Qualität. Ob der brave Louis in ihre Laken schlüpfen darf oder ob sie ihn auf dem flauschigen Schaffell vor dem Cheminée einquartiert, ist mir egal. Er schläft eh nie. Ohne Zweifel wird er bei ihr weniger frieren als die letzten paar Saisons in meiner Obhut, wo er nur ein paar Stunden im Abwartsraum des Hallenbads Wärme spürte. Wozu kriegt man zwei Eltern? Vero ist vernünftig und ich bin Louis los.
Feliz hat Glück
Ich habe versucht, Feliz Saionara (4) ganz diskret in einer Babyklappe zu versorgen. Aber die Göre ist gar kein Baby mehr – wie ich vor Ort feststellen musste. Also spazierte ich mit ihr zum Marktplatz ins Zentrum.
Die Nachfrage nach herzigen Kindern ist ja unbestritten gross. Also müsste sich doch für die süsse Kleine, die bereits reif für den Kindergarten ist, einen Interessenten finden lassen. Ich wollte sie natürlich nicht jedem geben.
So ein begabtes Glückskind wie Feliz, die bereits den Handstand kann und kopfüber das ganze Repertoire von Justin Bieber auswendig singt. Dies führte sie vor Ort gleich vor. So kommt man ins Gespräch.
Und ich war entsprechend erleichtert, dass ich bereits beim zweiten Kontakt eine glückliche Lösung gefunden hatte. Eine Bäuerin aus dem Säuliamt nahm Feliz gleich mit. Feliz gluckste fröhlich wie stets, ich habe unverhofft Pokergeld für einen Monat, und Feliz Mutter muss das ja nicht gleich erfahren. Ich werde ihr die neue Adresse mitteilen, sollte sie wieder einmal nach Feliz fragen.
Die grosse Klappe
Nils hätte vielleicht noch knapp in eine geräumige Babyklappe gepasst. Aber wer führt
so eine grosse Klappe, wenn man mal eine braucht? Ein zweiter Gang zum obigen Spital
war mir zu riskant. Aus Angst vor dem zurückschlagenden Schicksal habe ich Nils
auch nicht in einem Autopneu den Rhein runtergeschickt. Das kommt nie gut, wie ich
aus der Bibel weiss. Stattdessen habe ich ihn nochmal nach Hause genommen. Linda ist
ja auch noch da, meine treue Tipplise. Ich bin also noch nicht fertig, habe aber mehr
Übersicht jetzt. Mit so einer durchschnittlichen Einelter-Zweikinder-Familie könnte
ich ja nochmal neu starten. Mal sehen.

Paulo Zedmic (43) ist in familiärer Veränderung. Er hat sein Erziehungs- und Ernährungspensum
innerhalb von wenigen Wochen von 6 auf 2 Köpfe reduziert.

Samstag, 13. April 2019

Der Beigeschmack der Gefälligkeit, aber in Moll, wie die traurigen Entlein

Das Bild ist als Platzhalter völlig daneben: Näher heranzoomen würde das idyllische Image durch Details trüben.
Fünf Jahre ist es her, dass die zweitschönste Boygroup der Kategorie Erwachsene in Zürich ein Konzert gab. Nun ist es wieder soweit, und wenn Pagare Insieme in town ist, sitzen Gigi und Greti in der ersten Reihe. Das hätte man natürlich früher wissen sollen, aber auch können: Lies Tourneepläne.

Freitag, 12. April 2019

Die rasende Entfesselung

Das Bild sagt mehr als Tausend Worte und es spricht für sich selbst: Im Hintergrund vier «Lupi Grigi».
Er bezeichnete sich selbst gerne als Sidepreneur und hatte ein Reusengebiss wie ein Flugsaurier. Einzig unüblich war der Glanz im Gesicht, aber irgendwie war er auch authentisch, während der Benotto unter dem Hintern sich still schämte.

Donnerstag, 11. April 2019

Gastronomie als Mutprobe


Die Genfer Uhrmacherei hat mit diesem Spektakel herzlich wenig zu tun. Wahrscheinlich handelt es sich eher um Fussball.
Kulinarische Tipps sind sonst nicht so meine Sache, aber soeben bin ich auf ein Unternehmen aus der Nachbarschaft gestossen, dass ich ungesehen empfehlen würde. Weil es sieht gut aus: Luma Beef. Ob ich das probieren wollen würde? Oder als Geschenk ein Stück einem Nachbarn zum 40. offerieren?

Mittwoch, 10. April 2019

Emailverbot und Appsperre

Kindern im Sportlager erhalten ein Telefonverbot: Ihre Eltern können ihnen schreiben, aber sie dürfen nicht anrufen.
Heute hat Oliver eine Nachricht von seinem Chef erhalten, er solle doch bitte während seinen Ferien keine Emails lesen. Oliver musste schmunzeln, aber er zweifelte keinen Augenblick daran, dass das PS ernst gemeint war. Schliesslich hat man ihm ja auch verboten, seine Tochter im Lager anzurufen.

Dienstag, 9. April 2019

Wie lange machen Sie das noch mit?

Da grämt sich einer, und zwar mit Recht: Das Leben ist dem Zedmic über den Kopf gewachsen. Was soll er tun?
«Ich habe zwei Kinder, die rasend wachsen und mich täglich vor neue Probleme stellen.
Ich frage mich, ob das je aufhört?»
Petra L. aus O.

Paulo Zedmic: Ei, dass du mir diese Frage gerade jetzt stellst, wo ich mich aus den langen Ferien in den Erziehungsalltag zurückkämpfe. Es mag dich angesichts meines üblichen Papa-Enthusiasmus überraschen, aber ich gestehe: In mir schwelt schon lange heimlich der Gedanke, den Bettel hinzuschmeissen.
Aber wie? Elternschaft ist bekanntlich unkündbar, einmal abgesehen von den herzzerreissenden Storys über ausgewachsene Kinder, welche ihrer Mama ohne Grund den Rücken kehren. Ethisch ist das wohl i. O., niemand will immer Kind sein.
Verpönt sind allerdings Väter und Mütter, die sich frühzeitig aus der Verantwortung stehlen. Trotzdem möchte ich nachfolgend ein paar Auswege skizzieren. Der Einfachheit halber gehe ich dabei Schritt für Schritt vor und nehme Zögling für Zögling. Keine Angst, ich werde niemanden im Wald aussetzen – einfach nur den Job anständig zu Ende bringen. Wie beim korrekten Herunterfahren des Computers oder: Programmfenster für Programmfenster schliessen.
Auf eigenen Füssen
Mein Ältester stellt mich dabei vor die geringsten Probleme. Sebastian (27) ist ja längst erwachsen, hat eine eigene Wohnung und kommt ohne mich aus. Meine Ratschläge haben bei ihm sowieso nie gefruchtet.
Was soll man sagen? Sebastian war halt der erste Erziehungsversuch und damit entschuldigt. Wenn er zwischendurch ein wenig Diebesgut oder irgendwelche Medis im Hallenbad zwischenlagern möchte, werde ich deshalb auch weiterhin grosszügig wegschauen.
Daran ändert sich nichts und ich werde mich auch freuen, sollte ich ihn beim Pokern antreffen.
Die liebe Linda
Meine Linda (19) liegt mir schon viel mehr am Herzen. Dir kann ich das ja sagen, vor meinen Kindern würde ich das gerechte Gegenteil behaupten. Linda geht auch noch zur Schule, dreht Ehrenrunde um Ehrenrunde, sie will einfach nicht reif für die Matura werden, was für weiteres Kümmern spricht. Obwohl: Sie bleibt gern ganze Nächte weg, ist also auch irgendwie selbstständig. Vielleicht weisst du noch gar nicht, dass Linda gegen ein bisschen Sackgeld schon länger meine Schreibarbeit erledigt. Und weil ich auf sie als die eigentliche Verfasserin hinter meinen Kolumnen angewiesen bin, werde ich dieses Fenster ziemlich sicher noch eine Weile offenlassen.
Ein schwerer Fall
Wenn es ein herausragendes Problemkind unter meinen Zöglingen gibt, dann ist das wohl Achim. Oder doch Louis? Nein, allein wegen seiner Form ist Achim buchstäblich der gewichtigste meiner Erziehungsfälle und dürfte entsprechend schwer loszuwerden sein. Wobei, da fällt mir gerade ein, dass ich einfach seinen Computer bei seiner Mutter Inge installieren müsste. Weil Achim nicht davon wegzubringen ist, würde er einfach mitgehen. Inge wird die zusätzlichen Auslagen für Esswaren, vornehmlich Snickers, Pralinato und Seven-up, verkraften. Müsste klappen, oder?
Unternehmerischer Impuls
So viel für den Moment. Man soll nicht zu radikal sein, im Beruf wie in der Erziehung. Was mit den Kleinen, Louis, Feliz und Nils passiert, überlege ich mir bis zum nächsten Mal. Und nein, um dir noch eine Antwort auf deine Frage zu geben: Wenn man nichts unternimmt, hört das nie auf.

Paulo Zedmic (43) hat als freier Unternehmer plötzlich Aussicht auf jede Menge neuer Kapazitäten. Er überlegt sich, im gewonnenen Freiraum eine Tanzschule zu eröffnen.

Montag, 8. April 2019

Innerhalb geordneter Bahnen

Monsieur Dubochet ist für einmal nicht mitgemeint. Aber sein Veloparkplatz ist frei.
Ein Mann übernachtet seit Jahr und Tag einmal in der Woche allein in der Wildnis und führt darüber genau Buch. Manchmal suhlen Wildschweine in seiner Nähe, manchmal kommen Fuchs und Hase.

Sonntag, 7. April 2019

Die Kinder eines Rentiers

Dieser Elefant mag Kaffeekirschen zwar nicht aber es gibt halt nichts anderes und gegessen wird, was auf den Teller komt.
Der Rentierstaat ist etwas in Vergessenheit geraten, doch er könnte ein Comeback erleben, wenn die überschäumenden Latte-Barristas von Black Ivory Coffee dereinst die Weltherrschaft übernehmen.

Samstag, 6. April 2019

Ferdinands Leitspruch

Carlos Kella stellte seinen Wagen mitten in der Wüste ab, spurtete in Deckung und knipste, bevor ihn Cinthia erreicht hatte.
Der Spruch «fiat justitia et pereat mundus» ist ein geflügeltes Wort. Das macht ihn aber noch nicht zu einer Drohne. Geprägt hat den Ausspruch der eifrige Katholik Ferdinand I., der auch einmal den Rheinfall bei Neuhausen besuchte. Es war damals immerhin der grösste Wasserfall der alten Welt.

Freitag, 5. April 2019

Es geht nichts über persönliche Kontakte

Welchem dieser netten jungen Männern würden Sie Ihre Wohnung zur Untermiete anvertrauen? (Frage für einen Freund)    
Ich weiss nicht, ob es diese lustige WG auf Youtube noch gibt. Aber die jungen Leute haben das schon richtig gut gemacht, auf ihre eigene Art. Eine andere Pointe wäre natürlich gewesen, wenn nur einer der drei ausgezogen wäre. Dann hätten sie auch wieder genug Platz gehabt. Ich selbst bin etwas älter als die Protagonisten, aber manchmal nicht viel weiter, könnte man meinen. Nachdem wir alle wissen, wie der Brexit ausgegangen ist, dürfte aber auch die Zukunft des Schreibgartens mittlerweile klarer sein. Die Adressänderung kommt aber erst nach dem Vollzug. A propos: Weiss jemand, ob Globi immer noch auf dem Meeresgrunde weilt?




Donnerstag, 4. April 2019

Handverziert tanzen

Schwarzweiss ist schön: Wer aber die beiden Buben so passend placiert hat, auf dem Postkartensujet, das bleibt rätselhaft.

Niemand macht hier so schöne, handgemalte Autoverzierungen mehr wie die Leute in Afrika unten.

Mittwoch, 3. April 2019

Was soll ich nur anziehen?!

Hans Y. aus Z. schreibt Zedmic einen Brief: "Unser Familienklima ist belastet: Das unstete Wetter provoziert ständige Garderobenkämpfe. Tim (9) und Edwin (7) wollen kurze Hosen tragen. Ist es schon warmgenug?"
Paulo Zedmic: Es kommt auf das Wetter an. Weil es ja nie das macht, was die Medien erzählen, habe ich mir abgewöhnt, Prognosen zu gucken. Ich zappe weg, wenn eine Karte ins Fernsehbild kommt. Da kann die tänzelnde Dame davor noch so kokett winken, ich bleibe kühl. In meinem Overall
bin ich gut gewappnet gegen alle Wetter. Für nasse Arbeiten, etwa im Hallenbad oder beim Altpapiersammeln im Regen, habe ich einen zweiten Overall aus Neopren. Sicherer
als jede Wettervorhersage ist eins: Meine Feliz kommt immer mit zur Arbeit. Wenn
ich wirklich raus muss und es Katzen hagelt, wickle ich meine Regenprinzessin in Zellophan ein. Ich mache es ihr als Feenverkleidung schmackhaft, das findet sie lässig. Und so bleibt sie trocken und sieht erst noch toll aus. Wobei der Look für sie wichtiger ist als für mich. Ich halte mich an die offiziellen Stilrichtlinien des Abwartverbandes: ‹Form follows function›.
Frösteln mit Lerneffekt
Feliz freut sich auch immer viel zu früh auf den Sommer. Sie wollte schon barfuss raus, als auf dem Trottoir noch Schnee lag. Feliz meint, sie kriege keinen Husten mehr, wenn sie ihn schon hat. Wir Erwachsenen dagegenmeinen gern, wir wüssten besser, was Kinder anzuziehen haben. Dabei ist es ganzanders. Das Kind ist von Natur aus störrisch und muss eine Ohrenentzündung einfangen, bevor es den Ohrenwärmer schätzen lernt. Diese wertvolle Erfahrung muss es unbedingt selber machen. Deshalb lasse ich sogar meinen Sonnenschein einmal im Jahr ins Kaltwetter laufen. Wenn Feliz schlottert, gebe ich ihr meine Jacke extra nicht. Sie würde sie sowieso nicht nehmen – sie findet die Farbe hässlich.
Nun zu euren Grabenkämpfen vor dem Anziehschrank. Das Problem ist, dass zu viele Leute über die Garderobe bestimmen wollen. Ich rate dir, in diesem Kampf forfait zu geben, dem Frieden zuliebe. Das Kind braucht freie Laufbahn, auch in der Mode. Nichts Schlimmeres als ein Balg, dem manim stürmischen Gegenwind ansieht, dass es von der Mutter als Modepuppe missbraucht wird. Gut, meiner Linda, unterdessen 19, kann ich ja inzwischen gar keine Kleidertipps mehr geben. Sie ist überhaupt immer ein schlechtes Beispiel. Linda war schon als Kleinkind ein Punk. Heute lebt sie ja nicht von ungefähr in einer Baracke am Stadtrand. Sie kann sich in ihrem Aufzug schlicht nicht in Zentrumnähe sehen lassen.
Kleiderregeln im Wandel
Im Zweifelsfall also: Kurze Hosen ja! So könnendeine Buben stolz ihre Schrammen zeigen. Das überhitzte Klima von heute ist ja ganz anders als einst. Lange Aufwärmphasen und einen Stichtag für T-Shirt-Wetter gibt es nicht mehr. Der Kleidungsleitfaden von Oma ist voll passé. Das merken die Kinder intuitiv: Die Jugend passt sich extrem schnell an die immer extremeren Wetterwechsel an. So klug ist sie eben, die natürlicheEvolution! Im Klimawandel mit seinen Wetterlaunen gibt es nur eines: rasch reagieren, schnell umschalten.
Auch hier gilt: Laisser faire. In meiner 20-jährigen Erziehungserfahrung bin ich deshalb immer weiter nach rechts gerutscht. Von planwirtschaftlich protektionistisch bis radikal ultraliberal. Im Rückblick kann ich im Ergebnis keinen Unterschied feststellen: Die Kids machen eh, was sie wollen. Also kann man sie auch getrost machen lassen. Irgendwo muss es ja anfangen mit dem Selbstständigwerden – warum nicht bei der Garderobe.
Das hat den schönen Nebeneffekt, dass du ein Problem weniger hast. Bitte!

Paulo Zedmic (42) trägt bei allen Jobs das gleiche extravagante Mint-Kombi. Es ist auch ein ideales Gewand für die Kindertage. Sie glauben nicht, dass ein Abwart so schreibt? Ob Herr Zedmic einen Ghostwriter hat, weiss der Himmel. Tatsache ist: Er weiss immer Rat. Mailen Sie Ihre Erziehungsfrage an hausdienst@nebelspalter.ch.

Dienstag, 2. April 2019

Morgen wird mein Profil gelöscht

Dieses Fahrrad habe ich vor etwa einem Jahr von einer grosszügigen Person ausgeliehen. Es steht seit Monaten im Keller.
Es gibt Dinge, die sind unbezahlbar: Das Billigste Velo zum Beispiel, das man online im Ausland bestellt, für ein paar Euro. Dann setzt man es zusammen, eigenhändig, malt es nach eigenem Gusto an und fährt los. Im Sommer, zumal im Flachland, braucht man weder Gänge noch Hinterbremse. Der Rücktritt tuts vollkommen. Im Winter sind Blinklichter empfehlenswert. Und einmal im Jahr gibt es einen Service, der mehr kostet als es das Radl neu tat. Aber ist es nicht schön?

Montag, 1. April 2019

Karnivoren demontieren Schlachthöfe

Simon Ammann ist auf Insta und sprang im Toggenburg: Zur Zeit dieser Aufnahme war er aber noch nicht auf der Welt.
Obwohl er eigentlich keine Gratiszeitungen liest, sprang sein Blick heute auf eine hübsche Schlagzeile im Tram: "Fleischesser wollen Tierfabriken zerstören". Es erinnerte ihn an den Menschen, der seinen Hund biss und stimmte ihn nachdenklich. Im nächsten Augenblick dachte er, wie es wohl Greta aus Schweden gehe, dem Medienstar des letzten Wef. Dass Schnee auch ein Synonym für Kokain ist, kam ihm aber nicht in den Sinn.