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Schockierende Szene aus dem Erziehungsalltag vom Rande der Gesellschaft: Zedmics Tochter hat kein eigenes Bettchen. |
Paulo Zedmic*: Nein, überhaupt nicht. Schlaf ist immens wichtig. Er tut dem Hirn gut. Und
der Schlaf ist die Traumschleuder Nummer eins, also auch produktiv. Ich selbst erlaube
mir immer, bei der Arbeit zu schlafen. Etwa im Hallenbad. Putzen kann ich dort eh erst
am Schluss, wenn alle wieder weg sind. Und sollte jemand untergehen, hört man das sowieso
nicht. Da kann ich mich grad so gut erst vom Geschrei danach wecken lassen.
Kur im Kopf
Verschlafen ist auch gut, weil sich viele Dinge von selbst erledigen. Zum Beispiel ärgerliche
Einladungen zum Elternabend. Einmal drüber schlafen und schon hat man sie bedauerlicherweise
vergessen. Vorbei ist vorbei: Ein Problem weniger!
Das ist alles psychisch, sagt mein Freund Basil, der Philosoph: Wenn der Schlaf nicht
im Kopf stattfinden würde, könnte man sich ja einfach hinlegen, die Glieder strecken und
die ganze Nacht wach Musik hören (Okay, mein Ältester Sebastian macht das so, aber
der wohnt zum Glück nicht mehr zu Hause).
Schlafen jedoch macht schön, gescheit und ausgeglichen. Es ist also im Grunde gut – sowohl
für die Kleinen wie die Grossen. Lass deine Buben pennen!
Ohne Regeln Ruhe
Der Schlaf hat nur einen Haken: Man kann ihn nicht gut befehlen. Manchmal lärme ich
deshalb einfach: «Hör auf einzuschlafen!», um das Gegenteil zu erreichen. Aber das ist
schon höhere Kunst. Strikte Schlafstunden sind sowieso blöd. Kinder brauchen ihre
Freiheit. Und die Naturkraft Schlaf nimmt sich, was sie braucht. Mein kleiner Sonnenschein
Feliz schläft jeweils im Putzwägeli versteckt, wenn ich mit ihm durch den
‹Nebelspalter›-Medienpalast tingle, um die Papierkörbe zu leeren. Der Vorteil ist: Sie
stört so nicht, ist ruhig und macht keinen Unfug. Der Nachteil: Manchmal bleibt sie
dafür die ganze Nacht wach und stört ihre Brüder beim Gamen. Genau, und das geht
nur in der Nacht, wenn man mit den Amerikanern online Krieg spielen will.
Fiebrige Abwehrtechnik
Selber bin ich dann ja nie daheim. Das ist mein eisernes Prinzip: Lass deine Kinder
nachts in Ruhe. So kriege ich Zeit für meine Hobbys. Sowieso: Das zählt zu meinen
schönsten Momenten mit den Kindern.
Wenn ich gegen Morgen von einer verrauchten Pokernacht nach Hause komme und unverhofft
einem Spross begegne. Sei es Linda, die eingenickt im Treppenhaus sitzt. Oder
dem schlafwandelnden Louis.
Das ist viel angenehmer, als wenn Achim später heimkommt, laut und betrunken. Der
macht mehr Radau als unser Nachbar Joe. Und der wirft morgens um vier den Tumbler
an und streitet mit seinen Kids vor dem Kühlschrank gern um die letzte Glacé – immer
um ein Uhr, wenn ich zum Glück nie da bin, wie mir meine Kinder erzählen.
Gegen Nachtruhestörer gibt es gute Abwehrsysteme. Ich habe auf dem Balkon einen Schlauch mit Eiswasser montiert. Damit beruhigt man laute Plauderer im Innenhof.
Aber in der eigenen Wohnung sind viele dieser Systeme zu nichts nutz. Darum
arbeite ich fieberhaft an der Entwicklung der Schlafpistole für das Kinderzimmer. Mein
Freund Peter, der Polizist, hat mir für diese Experimente einen Taser geliehen. Es klappt
schon ganz gut, aber die Krux ist die Dosis. Um auf dem Markt eine Chance zu haben,
muss das Ding bedenkenlos auch bei Kleinkindern angewandt werden dürfen. Irgendwann
werde ich die Lösung träumen: Denn den Seinen gibts der Herr im Schlaf!
* Paulo Zedmic feiert es als persönlicher Triumph, dass er weniger schläft als die
beiden legendären Kurzschläfer Christoph Blocher und Alexander Pereira zusammen.
Er ist froh, dass er nur ein Viertel so alt ist wie die beiden (43) und noch nicht unter Bettflucht leidet. Ihnen schläft beim Erziehen das Gesicht ein? Fragen Sie Zedmic!
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echt? danke!