Montag, 13. Mai 2019

Was ist euer Deal?


Als Individualisten tun sich der Autor und seine Partnerin schwer mit Verträgen. Ihr Erziehungsdeal ist fifty-fifty, über den Daumen gepeilt. Und für die Vorsorge bleibt nun wirklich keine Zeit. 
Als mein Lieblingsmensch und ich neulich auf dem Standesamt waren, heirateten wir natürlich nicht. Wir dachten nicht daran, wozu auch? Der Staat hat ein wachsames Auge auf unsere kleine Grossfamilie geworfen, und deshalb wurden wir bisher nach jeder Geburt eines unehelichen Kindes aufs Amt zitiert, um den Sorgerechtsvertrag zu unterzeichnen. Das hat nie weh getan, obwohl dieses Aufgebot eine Diskriminierung von unverheirateten Eltern ist, weil verheirateten Paaren dies erspart bleibt: Ein freundliches Beratungsgespräch, ein paar Belehrungen und Unterschriften, das wars. So lange kein Kind auffällig wird, kriegt man es nie mehr mit der Kesb zu tun. Knock On Wood.
Bisher habe ich die Vaterschaft jeweils vorgeburtlich geregelt. Das kostet einen Lappen, nichts im Vergleich zum Aufwand von Hochzeitsfeierlichkeiten. Neu schlepppte ich die Kindsmutter eben doch einmal aufs Standesamt mit, weil man den Kesb-Termin nun ebenfalls vor der Geburt umgehen kann, um vorgeburtlich das Sorgerechts unseres bald erwarteten Familienzuwachses zu regeln. Die Zivilstandsbeamtin drückte uns ein neues Formular in die Hand. Das Formular sieht drei Varianten vor, wie ein Kind zu betreuen ist, da der Staat schliesslich weiss, dass man ein Kleinkind nicht allein lassen kann. A. Die Mutter sorgt sich um das Kind. B. der Vater bleibt daheim - oder C. Mutter und Vater teilen sich die Erziehungszeit hälftig, zu gleichen Teilen.
Obwohl wir de facto ein sehr bürgerliches Familienbild leben: Eine Ehe, wie jede andere, ausser eben, dass es eine wilde ist. Immerhin. So soll es auch bleiben. Wo käme man den hin, das letzte Wilde zu opfern letzten Konvention zu beugen.
Aber wegen einer AHV-Rente heiraten? Das ist dann doch sehr unromantisch. Natürlich wäre ich im Elend, falls es denn jemandem etwas geben würde. 
Mittlerweile verfügen die Mutter meiner Kinder und ich um ein paar Jahre Erfahrung. Den Grundsatz, uns Erwerbsarbeit und Familienzeit fifty fifty zu teilen, möchten wir auch in Zukunft beibehalten, trotz neuer Rechtslage. Und obwohl wir mittlerweile wissen, dass sich die Elternschaft nicht mit Planwirtschaft regeln lässt. Zur Bewältigung aller Aufgaben ist jede Hilfe recht: Grosseltern, Kinderkrippe, Götti, Gotti, von den zusätzlichen Herausforderungen der  Schulzeit wollen wir für den Moment gar nicht reden.
Es dämmert uns langsam, dass die Pflichten nicht so rasch aufhören. Dass Kinder auch ein Kostenpunkt sind, haben wir mittlerweile auch realisiert. Das Familienbudget wächst von Jahr zu Jahr, immer hart an der Existenzgrenze und kreativ kalkuliert. Darum geht es um so genannte „Erziehungsgutschriften“, eine Art neuer Elternbonus von Vater Staat, wie wir im Zuge der Rechtsbelehrung erfahren haben. Logisch, dass wir uns auch diesen Bonus, sofern der dann irgendwann eintreffen sollte, teilen. Und auch die Gebühr für den Zivilstandszettel teilten wir uns. Wobei ich zuhause fürs Einordnen und Aufbewahren von Papieren zuständig bin. Theoretisch und auch in der Praxis.

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