Sonntag, 28. April 2019

Ich möchte lieber ein Mündel sein


Unser Supervater findet es verblüffend, wie er oft erst als Vater vieles erlickt. Aha-Erlebnisse: Alles wird kopiert.
Man hätte es sich ja schon vorher überlegen können. Oder weglaufen. Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Es hat eine Weile gedauert, bis ich es gecheckt habe. Aber wie die meisten Sprichwörter ist halt auc„Vorbild und Führungsaufgabe Vatersein – schwierig, schwierig, jeden Tag, livelong learning from the roots – just a test...“
h dieses leider sehr wahr. Das Abenteuer Elternsein hat mich schleichend eingeholt, vom Überschuss an Lebenslust ist zwar noch ein kleiner Rest da, aber es fehlt die Zeit, um sie einzulösen. Denn das eigene Glück steht nicht mehr im Zentrum. Am meisten stresst mich, dass jetzt alles so effizient sein muss.
Ich habe mich nun auf die Dekade im Zeichen des Bienenfleisses eingestellt. Willkommen in der Verantwortung, die man nirgends bestellen würde, wenn es die Kinder im Katalog gäbe. Aber sie wird einfach mitgeliefert, beziehungsweise mehrfach, gopf! Plötzlich ist man Vorbild, kann sich keinen Mist mehr erlauben. Und nicht einmal mehr ungeniert herzhaft fluchen. Alles wird sofort abgeschaut und kopiert. Immerhin gesünder ist das Leben geworden: Für Rauchpausen fehlt die Zeit.  
Der Zusatzaufwand für die unmündigen Haushaltsmitglieder wäre ja noch zu leisten, man kann sich das aufteilen, wo man praktischerweise schon zu zweit verantworltich ist für das Chaos: Waschen, Aufräumen, Verpflegen, ok, sie können es ja noch nicht. Das gehört dazu.
Aber wo es aufhört, lustig zu sein, ist diese geballte Unvernunft, die im täglichen Umgang immer wieder hochkommt. Es sind Punks, man kann es nicht anders sagen. Diese diabolische Lust am Provozieren, woher haben die das nur? Nun will er sich nicht anziehen. Einfach so. Kategorisch. Und wieso soll ich nun ruhig Blut bewahren, liebevoll Verständnis äussern, taktisch klug Alternativen vorschlagen, wenn ich doch viel lieber die Herausforderung annehme, mit dem zweijährigen Trotzkopf lustvoll zu streiten. Auf Augenhöhe, versteht sich, wie ich es schon mit seinen älteren Schwestern immer noch tue. Sollen die mal vernünftig werden. Ach, leider sind sie es noch weniger als ich.
Unterdessen steht für mich fest, dass ich den Elterntest nie bestanden hätte, wenn es einen gäbe. Bei Geduld und Sanftmut wäre mir bei der Prüfung der Faden mehrfach gerissen und in der Königsdisziplin „Denken für andere“ hätte ich versagt, weil ich vor lauter Hirnen mich selbst vergessen hätte. Wie simpel und lustig war mein Leben, als ich noch allein war! Im Militär habe ich den Tagesbefehl verachtet und demonstrativ nie eines Blickes gewürdigt. Nun finde ich mich jeden Morgen vor dem Familienkalender und checke die diversen Aktivitäten der Kleinen. So eine Liste hilft beim Führen von potenziellen subversiven kleinen Kämpfern. Und wenn wir schon beim Militär sind (Dienstpflicht erfüllt!) Noch so ein Ärgernis, das man sich mit der Familie einhandelt: Plötzlich hat man den Führungsjob, den man nie anstrebte. Leider ist er schlecht bezahlt. Aber man soll ja immer auf einer positiven Note aufhören. Und es wird ja zum Glück immer besser: Seit neustem deckt sich unser Frühstückstisch vollautomatisch, und wenn alle fertig sind, wandert alles wieder zurück an den Ort. Cool, oder? Soll noch jemand sagen, die Gesellschaft mache keine Fortschritte. Und das machen natürlich auch die Kinder – von alleine.

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